Libyen lehnt europäische Flüchtlingslager im eigenen Land ab

Libyen lehnt europäische Flüchtlingslager im eigenen Land ab

Der libysche Regierungschef Fajes al-Sarradsch hat sich gegen die Errichtung von durch die  EU finanzierten Flüchtlingslagern im eigenen Land ausgesprochen.  Sarradsch erklärte am heutigen Freitag, er „wundere sich schon sehr darüber, dass in Europa mittlerweile niemand mehr Migranten aufnehmen will, aber uns bittet, hier weitere Hunderttausende aufzunehmen." Man habe bereits Unterkünfte für Zehntausende errichtet, im Land hielten sich aber hunderttausende „illegale Migranten“ auf.

Sarradsch, der der international anerkannten Regierung im zwischen Bürgerkriegsmilizen zerrissenen Libyen vorsteht, wünschte sich außerdem mehr Besuche europäischer PolitkerInnen. Diese müssten nach Libyen kommen und sich ein Bild von der Lage machen. Zudem forderte der Regierungschef die EU auf, mehr Druck auf die Herkunftsstaaten der Geflüchteten auszuüben und verteidigte die libysche Küstenwache gegen den Vorwurf, Menschen auf hoher See zurückgelassen zu haben.

Libyen ist eines der wichtigsten Transitländer auf dem Weg nach Europa und wird dementsprechend von vielen Geflüchteten durchquert. Seit dem Ende des Gaddafi-Regimes 2011 ist das Land nach einem Bürgerkrieg zwischen zwei Machtzentren faktisch geteilt. Für Geflüchtete sind die Bedingungen in Libyen katastrophal: Sie sind organisierter Folter, Sklavenhandel und willkürlicher Verhaftung ausgesetzt.