Die Situation der international anerkannten libyschen Regierung unter Fajis as-Sarradsch wird zunehmend schwieriger. Tatsächlich kontrolliert sie nur einen kleinen Teil des Landes, insbesondere die Hauptstadt Tripolis. Der abtrünnige General Chalifa Haftar hat nun die Eroberung von Tripolis angekündigt. Seit Donnerstag rücken seine Soldaten gegen Tripolis vor, während Regierungstruppen Widerstand leisten. Auch ein Kampfflugzeug der Rebellen hat Tripolis angegriffen. Der US-Vizepräsident Mike Pompeo forderte Haftar auf, die Offensive zu stoppen und zu verhandeln. Gleichzeitig zogen die USA ein Militärkontingent aus Tripolis ab. Eine von Großbritannien eingebrachte Resolution des Weltsicherheitsrates, die Haftar zur Einstellung der Offensive auffordern sollte, scheiterte am Widerstand Russlands. Auch Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate unterstützen Haftar.

Haftar hat bereits den größten Teil Libyens erobert und wichtige Ölfelder unter seine Kontrolle gebracht. Westliche Beobachter fürchten, dass im Schatten der innerlibyschen Kämpfe die gerade in Syrien besiegte Terrorgruppe Islamischer Staat in Libyen wieder erstarken könnte. Außerdem hindert die libysche Regierung so gut sie kann Migranten an der Überquerung des Mittelmeeres. Die Menschenreche sind dabei bestenfalls Nebensache.