Türkisches Gericht will Can Dündar über Interpol suchen

Türkisches Gericht will Can Dündar über Interpol suchen

Ein Istanbuler Gericht hat am Montag einen neuen Haftbefehl gegen den ehemaligen Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet Can Dündar ausgestellt. Das Gericht will auch Interpol einschalten und Dündar über eine „Red Notice“ suchen lassen. Can Dündar wurde wegen Geheimnisverrat bereits zu 5 Jahren und 10 Monaten Gefängnis verurteilt. Das Kassationsgericht befand die Strafe aber als zu milde und will eine Erhöhung auf 15 bis 20 Jahre. Der Hintergrund ist die Veröffentlichung von Fotos, die zeigen wie der türkische Geheimdienst Waffen nach Syrien liefert. Nach offizieller Darstellung hatte es sich lediglich um Hilfsgüter gehandelt. Nach Veröffentlichung der Fotos hieß es, die Waffen seien zum Schutz der turkmenischen Minderheit in Syrien bestimmt gewesen. Die Waffenladungen waren aber auf dem Weg zu einem Grenzübergang, der vom Islamischen Staat kontrolliert wurde. Der türkische Präsident Tayyip Erdogan ist in dem Verfahren Nebenkläger gegen Can Dündar.

Can Dündar, der mittlerweile in Berlin im Exil lebt, bezeichnete das Vorgehen gegen ihn als Einschüchterungsversuche. Interpol solle nicht die Polizei von Erdogan spielen. Der Fall Dündar ist in der Türkei mittlerweile offenbar ein so heißes Eisen, dass seine ehemalige Zeitung Cumhuriyet auf ihrer Internetseite den neuen Haftbefehl mit keinem Wort erwähnte.