Von wegen Besserung durch großen Empfang: Türkei forderte kurz vor Besuch Auslieferung von Can Dündar

Von wegen Besserung durch großen Empfang: Türkei forderte kurz vor Besuch Auslieferung von Can Dündar

Während der große Empfang für den türkischen Präsidenten Tayyip Erdogan damit begründet wird, dass man ihn in Gesprächen auf die Achtung der Menschenrechte, Pressefreiheit und Gewaltenteilung hinweisen wolle, hat der Gast, wie nicht schwer zu erraten, einen ganz anderen Appetit. Am Montag forderte die Türkei die Verhaftung und Auslieferung des ehemaligen Chefredakteurs der Zeitung Cumhuriyet Can Dündar, wegen Spionage, Verrat von Staatsgeheimnissen und Propaganda. Präsident Erdogan hatte ihn seinerzeit persönlich angezeigt und war als Nebenkläger gegen Dündar aufgetreten. Can Dündar war verantwortlich für die Veröffentlichung von Fotos, die zeigen wie vom türkischen Geheimdienst eskortierte Lastwagen Waffen in ein vom sogenannten "Islamischen Staat" kontrolliertes Gebiet bringen. Gleichzeitig mit dem Wunsch nach Auslieferung Dündars kritisierte Erdogan vor der UN-Vollversammlung diejenigen Staaten, die Waffen an Terroristen in Syrien geliefert hätten. Nachdem Dündar nach Deutschland geflohen war, verweigerte die Türkei seiner Ehefrau Dilek Dündar die Ausreise. Auch eine Art von Geiselnahme.

Das Letzte: Can Dündar wird nicht an der gemeinsamen Pressekonferenz von Erdogan und Merkel teilnehmen, obwohl er akkreditiert war, sagte Dündar ab, weil die türkische Seite gedroht hatte, die gemeinsame Pressekonferenz platzen zu lassen, wenn Dündar teilnehme. Dündar wollte Erdogan Fragen zur Inhaftierung von JournalistInnen in der Türkei fragen.

jk