Rezension: “Die Wahrheit ist (n)irgendwo da draussen”, von Christian Alt und Christian Schiffer

“Die Wahrheit ist (n)irgendwo da draussen”, von Christian Alt und Christian Schiffer

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“Die Wahrheit ist (n)irgendwo da draussen”,  von Christian Alt und Christian Schiffer
Goldmann Verlag 2023
rezensiert von Hardy Vollmer, Radio Dreyeckland Freiburg

Und schon wieder mal ein Buch über UFOs. Es scheint, dass jede Generation ein Bedürfnis hat zu klären, warum wir alleine im Universum sind. Die angebliche “große Leere” da draußen muss gefüllt werden. Und das macht ein Großteil der Menschheit nun schon mit wachsender Begeisterung seit tausenden von Jahren, seit der Kosmos mit Göttern bis hin zu den kleinen grünen Männchen (warum eigentlich keine grünen Weibchen?) gefüllt wird. Wie man weiß ist die Beschäftigung mit außerirdischen Kulturen in der Geschichte wechselnden Stimmungen unterworfen. Sicher ist, das zeigt die historische Erfahrung, dass da, wo gesellschaftliche Krisen wirken, die Beschäftigung mit Alien-Göttern Hochkonjunktur hat. So auch wieder in unseren Tagen. Seit eine Krise nach der anderen über den Erdball jagt, nehmen die Hinweise auf Besucher aus dem Weltall wieder zu. Und wenn dann noch der ehemalige amerikanischer Präsident Obama in einer TV-Show, darauf angesprochen, was er von den neuen Ufo-Sichtungen hält, antwortet, dass er mehr über Aliens weiß, als er in einer TV-Show erzählen darf, ist der Damm für jede abstruse Idee, über das was da draußen ist, gebrochen.

“Was zur Hölle passiert da gerade?", fragten sich die beiden Autoren Christian Alt und Christian Schiffer. Und sie stürzten sich in den Maelstrom der Ufologie und trafen dort sogar Erich von Däniken, die Reinkarnation eines Aliens, das schon vor 4000 Jahren am Bau der Pyramiden mitwirkte. Es ist unfassbar. Und alles, was sie auf ihrer phantastischen Reise herausgefunden haben, findet man in ihrem Buch: “Die Wahrheit ist (n)irgendwo da draußen".


Ja, man liest es schon im Titel, die beiden Autoren sind sich wohl nicht einig, wie der Ufo-Hype zu bewerten ist, ob da wirklich was dran ist, wie Christian Alt es sich wünscht, oder, wie Christian Schiffer meint, es doch irdische Erklärungen dafür gibt. Glücklicherweise erkennen die beiden Autoren sehr schnell, dass die “große Leere” nicht im Kosmos herrscht, sondern in den Köpfen der vielen, die sich nichts Besseres in ihrem Gehirn vorstellen können, als von Aliens entführt zu werden. “Seit der Pilot Kenneth Arnold 1947 das erste Ufo gesehen hat, ist unsere Fantasie schneller als unser Verstand”. (14) Denn wir wissen ja, seit dem Song “The Purple Eater" sind Außerirdische nur deshalb auf der Erde gelandet, um eine Rock'n'roll Band zu gründen, um auf Platz 1 der Charts zu kommen. (15).

Solche erfrischenden, witzigen Formulierungen zeigen, dass Alt und Schiffer ein entspanntes souveränes Verhältnis zu dem Ufo Glauben haben und lassen die weitere Beschäftigung des Buches zu einem kleinen Lesevergnügen machen. Dabei gehen sie durchaus ernsthaft an das Problem heran denn sie haben eine Mission: “ Wir wollen mit diesem Buch versuchen, eine Brücke zu schlagen. Zwischen ernsthafter Beschäftigung mit dem Ufo-Phänomen und der Popkultur. Wir brauchen dringend eine neue Ufo-Kultur, eine neue rationale Ufologie” (15) Auf den rund 240 Seiten des Buches erfahren wir nun alles über Sichtungen von Ufos, Alien Entführungen, das Aussehen der Außerirdischen, deren Motivationen auf die Erde zu kommen und vieles mehr, so dass die Leserin und der Leser schon verschreckt sind, in welchem Krähenwinkel sie leben, das ihnen das alles noch nicht passiert ist.

Aber vielleicht kann es weder mir noch irgendjemand anderem passieren, weil es ja das "Fermi-Paradoxon" gibt. Der berühmte Physiker Enrico Fermi soll schon in den 60er Jahren gefragt haben, warum sich da draußen niemand rührt und gab auch gleich die Antwort darauf: Zivilisationen zerstören sich eher selbst, als dass sie es schaffen, andere Welten zu bereisen. Und da hat er wohl recht gehabt. Wenn man heute die Vermüllung der Erdumlaufbahn mit Satellitenschrott betrachtet, kann man sich schon gut vorstellen, dass es bald soweit ist, dass keine irdische Rakete da mehr unbeschadet durchkommt. Und damit ist jede Kommunikation mit wem auch immer da draußen beendet. Und so schließen die beiden Autoren folgerichtig und konsequent ihr Buch ab mit der Aufforderung: “Und das bedeutet für einen kurzen Moment, den Blick vom Himmel auf die Erde zu richten. Den Klimawandel zu bekämpfen, das Massensterben aufzuhalten. Das Schöne daran: Egal ob wir an Ufos glauben oder nicht, am Ende profitieren wir alle davon. Denn wenn wir wirklich allein im Universum sind, die Wahrheit nirgendwo da draußen ist, dann wäre es doch wirklich schade, wenn das hier das Ende ist” (237)