Iranischer Richter flieht aus Deutschland

Iranischer Richter flieht aus Deutschland

Der ehemalige oberste Richter des Iran, Ajatollah Mahmud Haschemi Schahrudi, ist aus Deutschland geflohen. Gegen ihn war von mehreren Personen und Nichtregierungsorganisationen Anzeige wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gestellt worden. Schahrudi ist für Todesurteile insbesondere gegen Minderjährige verantwortlich.

Der ehemalige Richter verließ Deutschland am gestrigen Donnerstag vom Hamburger Flughafen aus, bevor die Behörden zu einer Entscheidung über ein mögliches Ermittlungsverfahren gekommen waren. Unklar ist, woher Schahrudi das Visum für seinen Klinikaufenthalt hatte und ob die eingeweihten deutschen Behörden ihn hätten anzeigen müssen.

Schahrudi war von 1999 bis 2009 Oberster Richter im Iran und in dieser Position für die Hinrichtungen in der Mullah-Diktatur zuständig. International wird ihm vor allem vorgeworfen, an mehreren Todesurteilen gegen Minderjährige beteiligt gewesen zu sein. Die Kurdische Gemeinde in Deutschland teilte mit, ihr seien mindestens zwei Fälle bekannt, in denen Mädchen nach einer Vergewaltigung wegen Prostitution hingerichtet worden seien.

Der Chef der Hannoveraner Klinik, in der Schahrudi sich behandeln ließ, ist selbst Exil-Iraner und war 2015 im Tross von Wirtschaftsminister Gabriel in den Iran gereist. Von der Vergangenheit seines Patienten habe er nichts gewusst, erklärte der Arzt. Das Auswärtige Amt gab lediglich bekannt, dass Schahrudi mit einem von der deutschen Botschaft Teheran ausgestellten Visum eingereist sei.