Mit einer Charter-Abschiebung am heutigen 10. August sollen u.a. Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind, nach Nigeria abgeschoben werden. Das berichtet die Stuttgarter Initiative Flüchtlinge für Flüchtlinge e.V.
Aus der Bundesrepublik werden zur Zeit monatlich Menschen per Charterflug nach Nigeria abgeschoben. Erst im Juni brach sich in Schallstadt ein Mann beide Beine, als er vor einer illegalen Abschiebung fliehen wollte (RDL berichtete).
Nun wurden nach Angaben von Flüchtlinge für Flüchtlinge wieder zahlreiche Menschen im ganzen Bundesgebiet festgenommen, um sie heute von Hannover aus abzuschieben: "Familien wurden auseinandergerissen. Alleinstehende Mütter mit ihren Kindern werden genauso erbarmungslos deportiert wie Kranke. Im Vorfeld werden Geflüchtete kriminalisiert: Ihnen werden illegale Einreise, Aufenthalt ohne Erlaubnis und mangelnde Mitwirkung zum Beispiel bei der Passbeschaffung vorgeworfen. Viele der Deportierten arbeiten und leben schon über fünf Jahre in Deutschland und haben sich nichts zu Schulden kommen lassen. Offenbar sollen sie noch schnell abgeschoben werden, bevor sie die Chancen des sogenannten 'Chancen-Aufenthaltsrechts' nutzen, das im Herbst im Bundestag verabschiedet werden soll." Ebenso seien auch nigerianische Staatsangehörige zur Abschiebung festgenommen worden, die zuvor aus der Ukraine nach Deutschland geflohen waren.
Die Organisation Flüchtlinge für Flüchtlinge beobachtet die Situation Geflüchteter aus Nigeria sowohl in Deutschland als auch nach Abschiebungen in Nigeria. "Die Lebenssituation in Nigeria ist katastrophal, die Inflation treibt dort die Lebensmittelpreise in unerschwingliche Höhen, Hunger greift um sich. Die Sicherheitslage ist so schlecht wie noch nie. Boko-Haram-Terror, Gewalt, Überfälle und Entführungen erzeugen ein Klima der ständigen Angst. Die Deportierten landen in Lagos mittellos auf der Straße. Besonders gefährdet sind alleinstehende Frauen, Kinder und Kranke." Flüchtlinge für Flüchtlinge fordert daher die Bundesregierung auf, die Abschiebungen sofort zu stoppen. Von "europäischen Werten" zu sprechen, sei vor dem Hintergrund dieses Verhaltens zynisch.
(JW)