Klimaschutz als Terror : 17 Festnahmen in der französischen Umweltbewegung

17 Festnahmen in der französischen Umweltbewegung

Am 8. April um 6 Uhr morgens krachten Rammböcke gegen die Türen von rund 20 Wohnungen im Großraum Paris und in der Normandie. Zum wiederholten Mal war es die französische Terrorabwehr SDAT im Kampf gegen die militante Umweltbewegung, welche den ökologischen Spuk mit allen Mitteln eindämmen soll. Hintergrund war diesmal eine überregionale Mobilisierung zu Aktionen im Dezember 2023, die sich unter anderem gegen Baustoffkonzerne richtete. Im Fokus der Bewegung stand dabei erneut der eidgenössische Konzern Holcim-Lafarge, bekannt für seine jahrelange Zusammenarbeit mit Daesh. In Berlin hatten radikale Linke anlässlich der Mobilisierung ein Zementwerk der Firma Cemex in Brand gesetzt und dies mit der A100-Baustelle, dem „abscheulichen Bombenterror der israelischen Armee“ und „den Massakern der Hamas“ begründet, die allesamt von den „Klimakillern“ profitierten.

Die Hausdurchsuchungen vom 8. April, wegen angeblicher Freiheitsberaubung und Sachbeschädigungen im mittleren sechsstelligen Bereich bei einem Ableger des Unternehmens Lafarge in Val-de-Reuil, richteten sich gegen insgesamt 17 Personen. Die Spezialeinheiten verbrachten die Linken zum Teil in das französische Terrorabwehrzentrum von Levallois-Perret, wo angebliche Mitglieder der Kampagne „Les soulèvements de la Terre“ bereits letzten Sommer bis zu 96 Stunden festgehalten wurden. Schon damals gab es mehrere Durchsuchungswellen und zahlreiche Festnahmen, die mit der teilweise Verwüstung einer Installation des Zementriesen Lafarge in Bouc-Bel-Air bei Marseille begründet wurden. Eine spontane Solidaritätserklärung der Klima- und Umweltbewegung vereinte im Laufe des gestrigen Tages rund 150 Organisationen. Am Dienstag soll es Demonstrationen vor dem Terrorabwehrzentrum in Paris, dem Justizpalast in Rouen und der Präfektur von Caen geben.

Während die umstrittene Regierung nebst weiterer Austeritätspolitiken, wie die der drohenden Reform der Arbeitslosenversicherung, auf das Großevent Olympia 2024 hinfiebert, zeichnen sich weitere Sozialproteste ab. Nicht nur der 1. Mai in Paris beunruhigt die Behörden. Kurz vor dem Auftakt der Olympiade haben sich zahlreiche AkteurInnen der Bewegung auf massive Proteste gegen die Wasserprivatisierung und Zweckentfremdung landwirtschaftlicher Flächen in Westfrankreich verständigt. Unter anderem die KleinbäuerInnen-Gewerkschaft Confédération Paysanne und die „Aufstände der Erde“ rufen ab Mitte Juli zu internationalen „Karawanen für das Wasser“ auf. In Sainte-Soline war es im Frühjahr letzten Jahres zu massiven Ausschreitungen gekommen. Die Repression des Innenministeriums war von Menschenrechtsorganisationen weit über Frankreichs Grenzen hinweg scharf kritisiert worden. LS