"Tag 3 - Freitag - Xavier Dolan"

Einer der am meisten Aufsehen erregenden Regisseure der francophonen Welt ist zweifelsohne das ungewoehnliche Nachwuchstalent Xavier Dolan.

Ein Francokanadier, geboren 1989 in Montreal, der bereits mit 19 Jahren seinen ersten Film produzierte, und es damit sogar international in die Kinos schaffte. Eine Besonderheit ist, dass seine Filme, alle produziert in Kanada, zweisprachig sind, was bedeutet, dass auch im Film selbst die Figuren beide Sprachen durcheinander sprechen oder es Dialoge gibt, in deinen Eine/r diese, der oder die Andere jene Sprache spricht.

Sein Erstling "I killed my Mother" bzw. "J'ai tue ma mere" kam bei uns erst nachtraeglich in die Kinos, aufgrund des Erfolgs seines zweiten Werks, "Les Amours Imaginaires" resp. auf englisch als "Heartbeats", den ich hier in Cannes vor zwei Jahren ebenfalls als Premiere sehen konnt.

Laurence will eine Frau werden

Heute also wurde sein dritter Film vorgestellt, diesmal nur mit einem englischen Titel "Laurence anyways". Die Handlung laesst sich in wenigen Saetzen zusammenfassen: Ein Schriftsteller, Laurence (sehr gut gespielt vom frz. Schauspielstar Melvil Poupaud), lebt mit seiner wilden Freundin Fred (Suzanne Clement, auch sie spielt hervorragend) eine Art "amour fou", eine heftige, intensive, unkonventionelle Beziehung, in der sich die Beiden voler Ueberzeugung von jedem Spiessertum ihrer Umgebung absetzen. Aber als Laurence seiner Fred eines Tages gesteht, dass er kuenftig lieber als Frau leben moechte und ernsthaft eine Geschlechtsumwandlung anstrebt, ist die unkonventionelle Fred doch ueberfordert.

"Tag 3 - Freitag - Xavier Dolan"

Einer der am meisten Aufsehen erregenden Regisseure der francophonen Welt ist zweifelsohne das ungewoehnliche Nachwuchstalent Xavier Dolan.

Ein Francokanadier, geboren 1989 in Montreal, der bereits mit 19 Jahren seinen ersten Film produzierte, und es damit sogar international in die Kinos schaffte. Eine Besonderheit ist, dass seine Filme, alle produziert in Kanada, zweisprachig sind, was bedeutet, dass auch im Film selbst die Figuren beide Sprachen durcheinander sprechen oder es Dialoge gibt, in deinen Eine/r diese, der oder die Andere jene Sprache spricht.

Sein Erstling "I killed my Mother" bzw. "J'ai tue ma mere" kam bei uns erst nachtraeglich in die Kinos, aufgrund des Erfolgs seines zweiten Werks, "Les Amours Imaginaires" resp. auf englisch als "Heartbeats", den ich hier in Cannes vor zwei Jahren ebenfalls als Premiere sehen konnt.

Laurence will eine Frau werden

Heute also wurde sein dritter Film vorgestellt, diesmal nur mit einem englischen Titel "Laurence anyways". Die Handlung laesst sich in wenigen Saetzen zusammenfassen: Ein Schriftsteller, Laurence (sehr gut gespielt vom frz. Schauspielstar Melvil Poupaud), lebt mit seiner wilden Freundin Fred (Suzanne Clement, auch sie spielt hervorragend) eine Art "amour fou", eine heftige, intensive, unkonventionelle Beziehung, in der sich die Beiden voler Ueberzeugung von jedem Spiessertum ihrer Umgebung absetzen. Aber als Laurence seiner Fred eines Tages gesteht, dass er kuenftig lieber als Frau leben moechte und ernsthaft eine Geschlechtsumwandlung anstrebt, ist die unkonventionelle Fred doch ueberfordert.

Was folgt, sind die Hochs und Tiefs dieser Beziehung, oder besser gesagt dieser Liebe, denn die Beziehung zerbricht bald, Fred unterstuetzt Laurence anfangs, ist aber bald voellig ueberfordert, kommt emotional m,it der Situation und den Veraenderungen nicht zurecht, durchlebt einen heftigen Zusammenbruch, sie trennen sich, finden sich wieder, streiten und lieben sich, beginnen beide andere Beziehungen, und koennen irgendwie doch nicht voneinander lassen.
Der Film verfolgt die Beiden ueber einen langen Zeitraum...
und lang ist auch der Film... zu lang fuer meinen Geschmack, mit seinen 2 Stunden und 45 Minuten.
Denn soviel erzaehlt er eben doch nicht... Das Portrait eines Paares, die Verwandlung von Laurence, die zum Teil bitteren Konflikte mit seiner Familie, die Versuche der Zwei Protagonisten, andere Wege zu gehen...

Dazu kommen die oft ueberwaeltigenden Regie-Einfaelle von Dolan, der es auf grossartige Weise versteht, Musik einzusetzen (in diesem Fall natuerlich, dem Zeitgeist geschuldet, viele 80er-Jahre-Hits, vor allem New Wave a la "Fade to Grey" von Visage), der ungewoehnliche Schnitte einsetzt, und beeindruckende Kameraideen hat.
Wie die Froesche, die seinerzeit in "Magnolia" vom Himmel regneten, faellt hier in eines Szene dreckige Waesche herab, wilde Blenden, Farbexplosionen, eine strahlend weisse Leinwand oder auffaellig lange Schwarzblenden zwischen den Szenen... Dolan beherrscht trotz seines Alters die Trickkiste des Kinos bereits meisterhaft.

Aber: Reicht das fuer einen guten Film?

Sicher ist "Laurence Anyways" kein schlechter Film, aber, und nicht nur wegen der Laenge, muss ich doch feststellen, es fehlt irgendwie Etwas, und zwar etwas nicht Unwichtiges...
Naemlich: Inhalt!

Die Story ist nicht vielschichtig genug, auch wenn die Situation und der Kampf von Laurence um seine geschlechtliche Identitaet ueberzeugend umgesetzt wurde.
Aber irgendwie fehlt es an Nebenlinien, an Details, an Figuren, an Komplexitaet. Die ablehnenden Reaktionen der Umwelt sind erwartbar, die Probleme eines transsexuellen Coming-Outs sind jedes Jahr im Programm der Berlinale ein fester Bestandteil des Panorama-Programms. Sie koennen beruehren, aber nur, wenn die Charaktere einen packen, nicht ob der Thematik allein... und trotz des ueberzeugenden Spiels der beiden DarstellerInnen fehlt hier irgendwie etwas...
und diese Fehlstelle laesst sich auch durch die zahlreichen bombastischen Regietricks und Kamera-Einfaelle nicht uebertuenchen.
Ob der Regisseur (der ja auch selbst das Drehbuch geschrieben hat) mit seinen mittlerweile 23 Jahren vielleicht doch, trotz seines immensen Talents, eventuell einfach etwas zu jung ist, um die Lebensgeschichte von aelteren Figuren, die Midlife-Crisis, den Alltag von 30- und 40jaehrigen wirklich ueberzeugend zu zeigen?

ASR