Türkei: Demonstrationen gegen Islamisierung des Unterrichts

Türkei: Demonstrationen gegen Islamisierung des Unterrichts

Am Wochenende demonstrierten in der Türkei an verschiedenen Orten mehrere tausend Menschen gegen die Islamisierung des Unterrichts. In der Türkei findet eine Art staatlich verordnete Kulturrevolution an den Schulen statt. Zum Beispiel hat das Bildungsministerium die Evolutionstheorie aus dem Lehrplan gestrichen. Ein Schulbuch für die oberen Klassen wendet sich strickt gegen Ehen mit Atheisten und Andersgläubigen. Kinderehen werden als „Sitte in unserem Land“ verharmlost. Der Ehefrau gebietet das Schulbuch „Gehorsam“ gegenüber dem Ehemann. Diesen Gehorsam verklärt das Schulbuch als eine Art „Gottesdienst“. Gleichzeitig schießt die Zahl der neuen Predigerschulen ins Kraut. An manchen Orten gibt es keine Alternativen mehr zu diesen Schulen, die religiöse Erziehung zum Hauptzweck haben. Weitere Forderungen auf den Demonstrationen waren Unterricht in der Muttersprache, gemeint ist vor allem Kurdisch und kostenlose Ausbildung. Diese ist zwar in der Verfassung garantiert, doch der Staat hält sich schon seit langem nicht daran. Wenn Eltern nicht zahlen bekommen die schulpflichtigen Kinder halt kein Zeugnis. Außerdem wurde die Abschaffung des Amtes für Religionsangelegenheiten gefordert.

Die meisten Kundgebungen verliefen friedlich. Nur im Istanbuler Stadtteil Kadiköy wurde eine Demonstration von Unbekannten mit Steinen und Eisenstangen angegriffen. Die Angreifer kamen offenbar von Außerhalb des laizistisch geprägten Stadtviertels.