Später Rückzug vom Russlandgeschäft

Später Rückzug vom Russlandgeschäft

Wirtschaftliche Verflechtung galt lange Zeit auch als Allheilmittel, das Staaten demokratisch macht (siehe China) und zukünftige Kriege verunmöglicht (siehe Russland). Man erinnere sich an die finsteren Drohungen, die die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht für den Fall eines Angriffs auf die Ukraine im Dezember 2021 ausstieß. Dann könnten die Mitglieder der russischen Elite nichtmehr nach Paris zum Shopping.

Als die Ukraine dann doch überfallen wurde, galt als ausgemacht, dass man den Herrn im Kreml die Weiterführung des Krieg mit Sanktionen nahezu verunmöglichen könne. Wenigstens die russischen zivilen Flugzeuge müssten mangels Ersatzteilen und Wartung nach einem Jahr am Boden bleiben und die Förderung von Öl und Gas würde immer mehr zurückgehen, weil westliche Firmen sich zurückzögen. Leider ist es nicht so gekommen. Vieles kann sich Russland noch immer über China, das Nato-Mitglied Türkei und andere Staaten besorgen. Aber auch westliche Firmen haben sich oft nur zögerlich oder gar nicht zurückgezogen. Vor diesem Hintergrund ist zu sehen, dass das weltweit führende Unternehmen für Erdölexplorations- und Erdölfeldservice Schlumberger (SLB, Hauptsitz auf der niederländischen Karibikinsel, sprich Steueroase Curacao) erst gestern seinen Rückzug vom Russlandgeschäft erklärt hat, mehr als 500 Tage nach Beginn des Überfalls. Kapitalismus orientiert sich nun mal grundsätzlich am Gewinn. Ethische Aspekte sind manchmal gut für die Werbung, doch das haben Unternehmen wie Schlumberger nicht so nötig.

jk