Freiburger Gemeinderat: Sergio Pax erntet nach berechtigter VAG Kritik und dumpfer Beleidigung miesen Shitstorm

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Sergio Pax erntet nach berechtigter VAG Kritik und dumpfer Beleidigung miesen Shitstorm

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Junges Freiburg

Ein Kommentar zur Debatte um Äußerungen von JUPI Stadtrat Sergio Pax (ehemals Schmidt) gegenüber VAG Kontrolleuren.

Sergio Pax hat sich entschuldigt. Also alles gut? Mitnichten. Er hat sich bei den Falschen entschuldigt. Nachdem der junge Stadtrat am Freitagabend von VAG Kontrolleuren wegen einer Regiokarte, die gerade mal einen Tag zuvor abgelaufen war, ein Bußgeld aufgebrummt bekommen hatte, waren die Emotionen wohl mit ihm durchgegangen, so dass er die Kontrolleure auf Facebook als "miese Hurensöhne" beledigt hatte. Nach einem riesigen Shitstorm inklusive zahlreicher Reaktionen aus dem Gemeinderat hat sich Sergio Pax am Sonntag in aller Form, wohl gegenüber den VAGKontrolleuren, entschuldigt und seinen Aufsichtsratsposten niedergelegt. Das hätte er nicht tun sollen.

Ohne Zweifel ist Hurensohn eine ziemlich bescheuerte, sexistische Beleidigung. Eine Entschuldigung tat also Not, aber doch bitte gegenüber Prostituierten und gegenüber Kindern von Prostituierten. Vielleicht wäre es gar angebracht sich bei Ihnen dafür zu entschuldigen, dass er sie mit VAG-Kontrolleuren verglichen hatte.

Die Wortwahl war dumpf, "Hurensohn" ist leider Teil einer dumpfen von Beleidigungen triefenden Jugendsprache und meist nicht mit viel mehr Bedeutung aufgeladen, als "ich will dich jetzt ganz doll beledigen". Die Angelegenheit scheint aber trotzdem am Wochenende das kommunalpolitische Thema in Freiburg zu sein. - Das ist das eigentlich erbärmliche an der Angelegenheit. Thema ist nämlich nicht, dass klimafreundliche Mobilität kostenlos sein sollte, sind auch nicht die, auch aufgrund von Fehlplanung, in Coronazeiten viel zu vollen Züge, oder die, die immer noch die Gesundheit der Mitfahrenden durch kein Maskentragen unnötig gefährden, sondern die Entgleisung des Jungpolitikers.

Oberbürgermeister Martin Horn hat noch am Samstag mit der VAG-Spitze gesprochen und für Montag eine Erklärung angekündigt. Und selbst Sergios JUPI-Fraktion hat nichts besseres zu tun, als sich schnellstmöglich per Pressemitteilung vom eigenen Stadtrat zu distanzieren und sogar noch zu erklären: "Außerdem werden wir als Fraktion in naher Zukunft zusammenkommen und besprechen, welche weiteren Konsequenzen nötig sind, um zurecht verlorengegangenes Vertrauen wiederherzustellen und unsere politische Arbeit bestmöglich weiterzuführen." Vertrauen in die JUPI-Fraktion, falls es je vorhanden gewesen sein sollte, ist wirklich verlorengegangen. Und zwar weil sie nicht einfach erklärt haben: "Die Wortwahl war bescheuert, mit seiner Kritik an der VAG hat Sergio Pax natürlich recht und außerdem sollten solche Konflikte mit Kontrolleuren sowieso bald der Vergangenheit angehören, weil wir einen ÖPNV zum Nulltarif haben wollen." Eventuell könnte man Sergio Pax auch noch auf den Weg mitgeben, dass er das nächste Mal mit seiner Kritik nicht die untere Ebene, die Kontrolleure, sondern gleich die VAG-Spitze angreifen sollte. Würde es eine klare Dienstanweisung geben: "seid kulant gegenüber Menschen, die ihr Ticket vergessen haben oder deren Monatskarte gerade einmal einen Tag abgelaufen ist", wäre die Kontrolle wahrscheinlich auch anders verlaufen. Das hätte auch OB Martin Horn bei seinem Gespräch mit der VAG-Spitze einfordern können. Aber natürlich ist es deutlich einfacher auf einen jungen Erwachsenen einzudreschen, der rhetorisch mal danebengelangt hat. Simone Lutz, die normalerweise nicht zum reaktionären Flügel der BZ gehört, lässt gar den Vergleich zwischen Sergio Pax und AfD Stadrat Mandic aufscheinen. Getreu dem Motto: Inhalte sind uns egal, Hauptsache sie sind nicht zu laut vorgetragen. Das der eine gegen Minderheiten hetzt, Hate Speach bewusst als Form der politischen Auseinandersetzung benutzt und der Andere nach einer ungegerechten Behandlung einmal rhetorisch danebenlangt, ist der BZ offenbar egal.

Leider alles wenig erstaunlich. Schade nur, dass Sergio Pax gleich seinen Aufsichtsratsposten niedergelegt hat, statt ein bisschen an seinen Emotionen und der Klassenanalyse zu arbeiten, sich bei den Richtigen zu entschuldigen und ansonsten berechtigte Kritik an der VAG, der Kontrollpraxis, dem fehlenden Coronaschutz in den Bahnen und den Ticketpreisen zu üben. Größter Wunsch der Beteiligten wird nun sein: Der Nachfolger von Sergio Pax im Aufsichtsrat der Stadtwerke, der auch die VAG kontrollieren soll, soll nun wieder ein richtiger werden, ein Anhänger der Kontrollgesellschaft, die die reichen Steuervermeider*innen und Klimazerstörer*innen in Ruhe lässt und diejenigen drangsaliert, die ohne Ticket Straßenbahn fahren, ein richtig seriöser Speichellecker.

(FK)