Ton des geringsten Widerstandes: Schweiz verkündet Endlagerstandort für Atommüll

Schweiz verkündet Endlagerstandort für Atommüll

Die Schweizer nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (NAGRA) hat sich auf der Suche nach einem Lager für den Atommüll der EidgenossInnen für einen Standort entschieden, wie das Bundesamt für Energie (BFE) bestätigte. Das atomare Endlager soll in Tonschichten, nahe dem Dorf Stadel, auf der Gemarkung nördlich Lägern, zwischen Winterthur und Zürich erbaut werden. In den 15 unmittelbar betroffenen Gemeinden leben rund 52.000 Menschen.

Eine Brennelemente-Verpackungsanlage, aus Gorleben durch die niemals in Betrieb genommene Pilot-Konditionierungsanlage (PKA) bekannt, soll im Kanton Aargau auf dem Standort des zentralen Zwischenlagers in Würenlingen entstehen. Die Bevölkerung der betroffenen Gemeinden sei am 10. September von den Behörden über den Standortentscheid informiert worden. Mit dem Beschluss scheiden das Zürcher Weinland und die Region Jura Ost aus. Der Verein nördlich Lägern ohne Tiefenendlager (LOTI 2010) sieht im Gegensatz zur NAGRA noch viele offene Fragen, vor allem technischer Natur. Am 12. September wollen die Atommüll- und Umweltbehörden auf nationaler Ebene mehr Informationen preisgeben. Welche Form die Kritik bei den Kantonsbehörden und in der Bevölkerung des Züricher Unterlandes annehmen wird, bleibt abzuwarten. Bisher war in der Öffentlichkeit von einem Ausscheiden des jetzt benannten Standortes ausgegangen worden.

Ein Antrag auf Erstellung des atomaren Tiefenendlagers in Stadel ist für Ende des Jahres geplant. Mit den Projekten in Schweden, Finnland und Frankreich wäre dies der vierte festgelegte Standort für Atommüll in Europa, dessen sicherste Bleibe angeblich tief in der Erde ist. Noch am vergangenen Samstag befand sich der von der NAGRA bevorzugte Standort in den Ausläufern des Erdbebens von Mulhouse. Europaweit wird die „Endlagerung“ als nationale Aufgabe betrachtet. Eine Alternative zur geologischen Tiefenendlagerung wurden bisher weltweit trotz der bitteren Erfahrungen in Niedersachsen und New-Mexico kaum erforscht. (LS)