Regensburger Bischof fühlt sich mit Äußerung zu Kindesmissbrauch missverstanden

Regensburger Bischof fühlt sich mit Äußerung zu Kindesmissbrauch missverstanden

Gleich am ersten Tag einer Synodalveranstaltung zur Reform der Katholischen Kirche angesichts von Missbrauchsfällen, sorgte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer mit einer Äußerung zu Kindesmissbrauch für einen Eklat. Der Bischof führte aus, dass es 1973 eine Strafrechtsreform gegeben habe, die Kindesmissbrauch nichtmehr als Verbrechen wertete. Dazu ergänzte der Bischof wörtlich: „und zwar auf der Basis von sexualwissenschaftlichen Urteilen, die davon ausgehen, dass für die betroffenen Kinder und Jugendlichen die Vernehmungen wesentlich schlimmer sind als die im Grunde harmlosen Missbrauchsfälle“. Dies müsse bei der Bewertung der Haltung der Kirche in den 70-ger und 80-ger Jahren berücksichtigt werden. Als dies sofort zu heftiger Kritik führte, meldete sich Voderholzer nochmal zu Wort und meinte, er habe sich diese Auffassung damals gerade nicht zu eigen gemacht. Wie der Bischof es macht, dass er eine Auffassung für falsch hält, sie aber zugleich der Kirche zugutehält, blieb sein Geheimnis. Auch sein Blick auf die Liberalisierungen des Sexualstrafrechts von 1973 ist etwas einseitig. Im Gesetzblatt von 1973 steht: „Wer sexuelle Handlungen an einer Person unter 14 Jahren vornimmt oder an sich von dem Kind vornehmen läßt, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu 10 Jahren, in minderschweren Fällen mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft“.

 

In Deutschland werden Straftaten, für die eine Mindeststrafe von einem Jahr Gefängnis vorgesehen sind, als „Verbrechen“ bezeichnet. Damit hat der Bischof natürlich Recht, dass Kindesmissbrauch im juristischen Sprachgebrauch nichtmehr als Verbrechen eingestuft wurde. Die Höchststrafe von 10 Jahren und dass auch minderschwere Fälle noch mit 5 Jahren Freiheitsentzug bestraft werden können, zeigt aber dass auch die sozialliberale Koalition Kindesmissbrauch nicht als tolerabel ansah. Gleichzeitig predigte die Kirche zwar normativ strengste Moral, faktisch nahmen ihre Vertreter aber fortgesetzte Verstöße von Priestern nicht so furchtbar ernst. Das versucht der Bischof nun noch immer zu relativieren.