Türkei: Prozess gegen 6 Journalisten

Prozess gegen 6 Journalisten

In der Türkei stehen am heutigen Dienstag sechs Journalistinnen vor Gericht. Wie üblich gegen vermeintliche oder tatsächliche Oppositionnellen und unabhängige Journalistinnen seit dem Putschversuch von 2016 wirft ihnen die Staatsanwaltschaft vor, sie seien Mitglied in der einen oder anderen Gruppe, die als terroristisch gilt. Ausserdem hätten sie versucht, den türkischen Staat umzustürzen. Die sechs Journalisten befinden sich bereits seit 10 Monaten in Untersuchungshaft.

Sie hatten über E-Mails des Energieministers und gleichzeitig Schwiegersohns von Präsident Erdogan berichtet, die zuvor von der türkischen Hackergruppe RedHack und von der Enthüllungsplattform WikiLeaks veröffentlicht wurden. Diese E-Mails belegen, dass der Energieminister die Medien und soziale Netzwerke nach den Gezi-Protesten kontrollieren wollte. Ausserdem belegen die E-Mails, dass der Energieminister der Firma Powertrans nahesteht, die ein Monopol auf Ölimporte vom Irakisch-Kurdistan besitzt. Medienberichten zufolge hätte diese Firma wiederum möglicherweise Öl von Vorkommen bezogen, die unter der Kontrolle des Islamischen Staates standen.

Der inzwischen berühmte Korrespondent der deutschen Zeitung "Die Welt" Deniz Yücel wurde im Rahmen der selben Ermittlung verhaftet, soll aber getrennt abgeurteilt werden.

(mc)