Irland stimmt mit großer Mehrheit für legale Schwangerschaftsabbrüche

Irland stimmt mit großer Mehrheit für legale Schwangerschaftsabbrüche

Abortion_Referendum_Campaign_Posters_in_Dublin,_May_2018_(40281031690).jpg

Wahlplakate in Irland (by Sonse)
Lizenz: 
CC Attribution, Non-Commercial, Share Alike
Quelle: 
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?search=abortion+ireland&title=Special:Search&profile=default&fulltext=1&searchToken=3q6nrfsa8961xifldzecytcj1#/media/File:Abortion_Referendum_Campaign_Posters_in_Dublin,_May_2018_(40281031690).jpg

Mit deutlicher Mehrheit hat die irische Bevölkerung für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen gestimmt. Das bislang in der Verfassung verankerte, sehr strenge Abtreibungsverbot soll nun bis Ende des Jahres durch eine 12-Wochen-Frist ersetzt werden. Innerhalb dieser sind Abtreibungen straffrei.

Das Ergebnis kam in der Höhe überraschend: Laut amtlichem Endergebnis stimmten 66,4% der Irinnen und Iren für eine Lockerung der Gesetzgebung, 33,6% dagegen. Mit Ausnahme eines Wahlbezirks gewannen die Befürworter einer Legalisierung zudem alle Wahlkreise, auch im eher konservativ geprägten, ländlichen Westen. Die hohe Wahlbeteiligung von 64,5% kann ebenfalls als Zeichen einer breiten Unterstützung für ein neues Abtreibungsrecht verstanden werden.

Das seit 1981 in seiner jetzigen Form gültige Gesetz kommt einem fast völligen Abtreibungsverbot gleich und war bislang eines der strengsten in Europa. Im sogenannten achten Verfassungszusatz werden dem Embryo bzw. Fötus die gleichen Rechte eingeräumt wie dem der Schwangeren, im Zweifel also Vorrang gegeben. Die Entscheidung der Frau über medizinische Behandlungen oder beispielsweise die Entscheidung für bzw. gegen einen Kaiserschnitt wird dadurch stark eingeschränkt, von Abtreibung ganz zu schweigen. Auch für Fälle von Vergewaltigungen oder schwerden fötalen Schädigungen wurde bislang keine Ausnahme gemacht. Erst seit einigen Jahren gibt es eine Ausnahme, falls das Leben der Frau durch die Schwangerschaft gefährdet sein sollte. Im Laufe der Wahlkampagne war noch einmal deutlich geworden, wie viele Frauen wegen des strengen Verbots Jahr für Jahr für Abtreibungen nach Großbritannien fahren oder heimlich Abtreibungspillen bestellen.

Obwohl die "Yes"-Kampagne in den letzten Umfragen leicht in Führung lag, war ein deutlich knapperes Ergebnis erwartet worden. Allerdings hat bereits das Referendum über die Öffnung der Ehe für Homosexuelle vor drei Jahren ein Schlaglicht auf einen massiven sozialen Wandel innerhalb der irischen Bevölkerung geworfen. Das einstmals stark katholisch geprägte Irland hatte damals als erstes Land die gleichgeschlechtliche Ehe per Volksabstimmung beschlossen.