"Die klare Kritik fehlt" -: Aufmarsch islamisch-fundamentalistischer Kräfte in Indonesien

Aufmarsch islamisch-fundamentalistischer Kräfte in Indonesien

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Quelle: 
Febriana Firdaus

Während in Europa gegenwärtig nationalistische und menschenfeindliche Diskurse von rechtsextremen und -populistischen Parteien und Gruppierungen geschürt werden, übernehmen diese Rolle in Indonesien die islamisch-fundamentalistischen Kräfte. Ende des vergangenen Jahres haben sie es tatsächlich geschafft, eine der größten Demonstrationen der indonesischen Geschichte zu organisieren. Bei Protestkundgebungen am 4.November und 2. Dezember 2016 sind hunderttausende zumeist ganz in weiß gekleidete Menschen in Jakarta auf die Straße gegangen. Die Proteste richteten sich gegen Ahok, den regierenden Gouverneur Jakartas. Ahok, der selbst ein chinesisch-stämmiger Christ ist, hatte sich im September beim Besuch einer der Jakarta vorgelagerten Inseln auf die Koransure Al-Maida 51 bezogen. Diese Sure wird häufig von islamkisch-fundamentalistischen Gruppierungen als Beleg dafür ausgelegt, dass nicht-muslimische Personen in einem mehrheitlich muslimischen Land wie Indonesien keine politischen Führungsrollen übernehmen dürften. Mit Blick auf die am 15. Februar stattfindenden Gouverneurswahlen hat Ahok diesbezüglich gesagt, dass es Leute gäbe, die eben diese Sure dazu verwenden würden, die Menschen für dumm zu verkaufen. Dies hat ihm letztendlich den Vorwurf der Blasphemie eingebracht. Da es in Indonesien noch immer ein seit 1965 existierendes Blasphemie-Gesetz gibt, wurde mittels einer Anzeige durch die eigentlich eher als moderat geltende islamische Massenorganisation Muhammadiyah ein Gerichtsverfahren gegen Ahok erwirkt, dass nun bereits seit Mitte Dezember 2016 läuft.

Obschon Ahok unter anderem aufgrund von innerstädtischen Vertreibungen mittels derer er die indonesische Hauptstadt modernisieren möchte auch bei liberalen Kräften nicht ganz unumstritten ist, zeigt sich darin erneut das Erstarken der islamisch-fundamentalistischen Szene in Indonesien, die bereits zu Beginn des Jahres 2016 durch ihre Hetze gegen LGBTs und Überlebende der Massaker von 1965 auf sich aufmerksam gemacht hat.

Über diese Ereignisse und die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen in Indonesien haben wir mit Timo Duile vom Institut für Orient- und Asienwissenschaften der Universität Bonn gesprochen, der sich momentan in Jakarta befindet.