Flüchtiger Wirecardmanager soll für den österreichischen Verfassungsschutz gearbeitet haben

Flüchtiger Wirecardmanager soll für den österreichischen Verfassungsschutz gearbeitet haben

Der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe liegen Anhaltspunkte dafür vor, dass der wegen Betrug gesuchte Wirecardmanager Jan Marsalek vom österreichischen Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) als Vertrauensperson geführt wurde. Dies erfuhr der Bundestagsabgeordnete Fabio De Masi aufgrund einer Anfrage. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sind sich deutsche Sicherheitskreise längst sicher, dass Marsalek mit dem österreichischen BVT in Verbindung stand. Die Österreicher hätten sie aber nicht darüber informiert. Das österreichische Innenministerium und das Kanzleramt wollen sich auch weiter nicht zu dem Fall äußern. Der Fall ist in mehrfacher Weise brisant. Eine Auswahl:

 

Die österreichische Zeitung „Die Presse“ berichtete im Juli, Marsalek habe über einen Mittelsmann die rechtslastige FPÖ laufend mit geheimen Informationen aus dem BVT und dem Innenministerium versorgt. Seine Kontaktperson bei der FPÖ soll der Politiker Johann Gudenus gewesen sein, der später über die Ibiza-Affäre stolperte.

 

Im Juni diesen Jahres musste der Finanzdienstleister Wirecard mit Hauptsitz in München zugeben, dass in der Bilanz ausgewiesene Bankkonten mit Einlagen in Höhe von 1,9 Mrd. Euro einfach nicht existierten. Marsalek gilt als Hauptverantwortlicher und war alsbald verschwunden. Nach Recherchen der Plattform Bellingcat setzte sich Marsalek über Weißrussland nach Russland ab. Er soll in Verbindung zum russischen Militärgeheimdienst GRU stehen.

 

Der Wirecard-Skandal ist das Thema eines am 1. Oktober konstituierten Untersuchungsausschusses des deutschen Bundestages. Dabei wird es auch um die vielfältigen Geheimdienstkontakte des Jan Marsalek gehen. Nicht weniger interessant sind auch Fragen wie die, warum die deutsche Finanzaufsichtsbehörde Bafin Wirecard trotz Vorwürfen einfach nicht unter die Lupe nahm. Auch die Lobbyarbeit des Ex-Ministers Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) für Wirecard bei der Kanzlerin und Merkels Einsatz für Wirecard beim Markteintritt in China sollen zur Sprache kommen.