Dem Vögelchen sind die Flügel gestutzt

Dem Vögelchen sind die Flügel gestutzt

Die sozialen Netzwerke laufen heiß: "Diktator Erdogan" hat den Zugang zum Kurznachrichtendienst Twitter weitgehend gesperrt. Dabei war es gar nicht der Premier selbst, sondern ein Gericht in Istanbul, das die Zensur auf Antrag der türkischen Telekommunikationsbehörde anordnete. Zuvor gab es bereits Gerichtsentscheidungen zur Entfernung einzelner Links. Da Twitter dem aber nicht   gefolgt sei, habe es keine andere Lösung gegeben, hieß es in einer Mitteilung des Premierministeramts in Ankara. Erdogan hatte schon vor etwa zwei Wochen gedroht, den sozialen Netzwerken "die Wurzeln auszureißen". Seine Befürchtung war vermutlich, daß sensible Dokumente verbreitet würden, die ihm im Wahljahr Schaden zufügen könnten. Twitter hatte 12 Millionen NutzerInnen in der Türkei. Einige von ihnen verabschiedeten sich in aller Form gestern spät in der Nacht. Die Türkei ist nach China das zweite Land, das Twitter vollständig sperrt. Der Kurznachrichtendienst wies die Nutzerinnen und Nutzer indessen darauf hin, wie sie per SMS twittern  können. Auch CNN Türk gab Tips, wie mensch den Dienst auf  "Unkonventionelle" Weise nutzen könne. Aktivist_innen haben in der Nacht IP-Adressen von nicht-türkischen Servern auf die Wahlplakate der Regierungspartei gemalt. Eine weiter Antwort von OccupyGezi und anderen Bewegungen war eine elektronische Postkarte, auf der ein von blauen Twittervögelchen umringter Premier zu sehen ist: "Hey Tayyip, kennst du Hitchcock's 'Die Vögel'? Wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen!"