Unbequeme Augen - Als Menschenrechts-Beobachter in Chiapas/Mexico

Dienstag. 03.06.2014, 20 Uhr Linkes Zentrum "Adelante" [http://www.liz-freiburg.org/]

Vor 20 Jahren überraschte der zapatistische Aufstand die Welt. Die bisher unbekannte EZLN (auf deutsch: Zapatistisches Heer zur nationalen Befreiung) besetzte am 1. Januar 1994 fünf Provinstädte im mexikanischen Bundestaat Chiapas. Ihr Ziel: der Sturz der Regierung, ein Ende der neoliberalen Politik und des Ausverkaufes Mexikos an internationale Konzerne.

Aufgrund großer Demonstrationen in Mexiko und weltweit, die ein Ende der Gewalt von beiden Seiten forderten, stellte die EZLN nach acht Tagen Bürgerkrieg ihre Kampfhandlungen ein und setzt ihren Kampf seitdem ohne Waffen fort. Konkret bedeutet dies den Aufbau politischer Autonomie und u.a. die Schaffung eines eigenen Schul- und Gesundheitssystem in einigen Regionen in Chiapas und immer wieder auch die Versuche einer Vernetzung verschiedener linker und antikapitalistischer Bewegungen in ganz Mexiko und darüberhinaus.

Die Gegenstrategie der mexikanischen Regierung waren am Anfang mehrere große Millitäroffensiven, mit dem Ziel mutmaßliche Anführer der EZLN festzunehmen und ihre Basis einzuschüchtern. Da diese jedoch immer große Proteste in Mexiko und weltweit gegen die Gewalt der Regierung zur Folge hatten, änderte die Regierung im Laufe der Jahre ihre Strategie. Statt offener Konfrontration setzt sie jetzt auf den Einsatz von paramilitärischen Gruppen, die offiziell nichts mit der Regierung zu tun haben und gewaltsam gegen zapatistische Gemeinden vorgehen, und auf die Spaltung der Gemeinden durch eine Mischung aus Drohungen und Bestechung (Geschenke an DorfbewohnerInnen, die die zapatistische Bewegung verlassen). Dies bedeutet für einige zapatistische Gemeinden nach wie vor ein ständiges Klima der Unsicherheit, Gewalt und Bedrohung, ohne daß die mexikanische Regierung weltweit negative Schlagzeilen bekommt.

Daher entsendet das Menschenrechtszentrum "Frayba" in Zusammenarbeit mit verschiedenen Initiativen weltweit seit 1998 Freiwillige in das Konfliktgebiet, mit dem Ziel erfolgte Übergriffe zu dokumentieren und durch ihre Anwesendheit einen Rückgang der Übergriffe zu erreichen.

Der Referent war im Rahmen dieser Tätigkeit von August 2013 - Januar 2014 in mehreren zapatistischen Gemeinden und wird auf der Veranstaltung darüber berichten.

 

Termin: 
Dienstag, 3. Juni 2014 - 20:00
Kategorie: 
Ort: 
LiZ Adelante Freiburg Glümerstr.2