Rückblick auf die Tanzperformance "bäääm": Scham umtanzen

Scham umtanzen

In der Performance 'bäääm' stellten sich Mitte Juli die Tänzer:innen Katze Greeven, Celina von Trzebiatovski und Alexandra Hanisch im Südufer Freiburg ihrer Scham. Ein Rückblick.

Tanzend und theatralisch - in Monologen und Dialogen wurden in bäääm einige Fragen aufgeworfen: Wie viel Raum wird weiblich-sozialisierten Körpern zugestanden? Bin ich zu viel? Bin ich genug? Wofür schäme ich mich und warum? Eine politische Auseinandersetzung mit dem Gefühl Scham.

Die Vorstellung ließ viel Platz zum Lachen und das in vielen Facetten. Zum Beispiel das Lachen der Wiedererkennung über die nachvollziehbaren Wurzeln unserer Scham. Oft sind das tabuisierte Themen oder Situationen, in denen Diskrimminierung stattfindet. In bäääm ging es in persönlichen Anekdoten dabei vor allem um die Diskrimminierung gegenüber Körpern mit Brüsten und Vulven.
Ebenfalls aus dem Publikum zu hören – befreiendes Lachen über die fast lächerlich anmutende Art und weise, wie wir mit Scham umgehen. Nervöses Lachen in Momenten der Anspannung und Fremdscham, wenn die drei Performer:innen sich gegenseitig beim Vornamen ansprachen und fragten: Wahrheit, oder Pflicht? das Licht auf das Publikum richteten und ihre Zuschauenden mit in ihre Mutproben zogen. Zum Beispiel: “Entlocke einer Person ein Geständnis darüber, wofür sie sich schämt.”
Persönliches Lach-Highlight: eine Lachchoreografie die im Affentheater endet. Sich für die eigene Lache zu schämen, das kennen bestimmt einige. Auch hier wieder weiblich sozialisierte Personen, welche traditionell dazu angehalten werden, sich eher leise zu benehmen.

Mit Sockenbrüsten um sich schlagend und zu empowernden Popsongs gaben Katze, Celina und Alex ihrer Scham Ausdruck. Ihr proklamiertes Ziel: der Scham dadurch ihren wichtigsten Treibstoff zu entziehen: Das Verstummen.
Auch das wird in einer berührenden Choreografie beleuchtet – Scham als Wurzel für Rückzug, Isolation, Schweigen und Depression.

Egal, ob die Verletzlichkeit gekreuzt mit schrillen Farben, ausgelassenen Bewegungen und Publikumspartizipation was für alle ist – für Diskussionen rund um persönliche Schamthemen hat sie allemal gesorgt. Und alle durften sich beim verlassen des Südufers so viele Zettel mit “Wahrheit” oder “Pflicht” mitnehmen, wie sie für weitere Diskussionen brauchten.

Eine Person in der Reihe hinter mir war auf jeden Fall hin und weg: “Das war besser als jeder Film, den ich jemals gesehen habe.” hieß es da. “So viele verschiedene Sachen hab ich noch nie gefühlt”

Mit: Katze Greeven, Celina von Trzebiatovski, Alexandra Hanisch, Steffi Günther, Karolin, Stächele, Oliver Lange