Frankreich: Reifenhersteller Goodyear verurteilt wegen missbräuchlicher Massenentlassung

Reifenhersteller Goodyear verurteilt wegen missbräuchlicher Massenentlassung

In Frankreich hat ein Arbeitsgericht den Konzern Goodyear am gestrigen Donnerstag verurteilt wegen missbräuchlicher Massenentlassung.

Der Reifenhersteller hatte im Jahr 2014 eine Fabrik im Norden Frankreichs geschlossen und die Belegschaft entlassen. Hintergrund der Entlassungen waren sechs Jahre Arbeitskampf mit der Belegschaft gegen die Zusammenlegung von zwei Fabriken.

Mehr als 800 Menschen hatten arbeitsrechtlich dagegen geklagt. Denn der Konzern erwirtschaftete damals einen Gewinn von mehr als anderthalb Milliarden Dollar weltweit.

Das Arbeitsgericht kam gestern zu dem Schluss, dass die Massenentlassung wirtschaftlich unbegründet war. Noch unklar ist, wie hoch die Schadensersatzleistungen ausfallen werden. Es wird jedoch nichts daran ändern, dass die betreffende Fabrik geschlossen bleibt und die Menschen ihre Arbeitsplätze nicht zurückbekommen werden.

Der Anwalt der Beschäftigten sprach von einem historischen und symbolträchtigen Urteil. Er wies zudem auf die zahlreichen erwartbaren Entlassungen, bei denen die Konzerne die Corona-Krise als Vorwand nehmen werden. Er hoffe, dass dieses Urteil die Beschäftigten auch bei diesen Kämpfen gegen ungerechte Kündigungen inspirieren werde.

Der Konzern erwägt, gegen das Urteil in Berufung zu gehen.

Im Jahr 2014 hatte der Arbeitskampf bei Goodyear für Aufsehen gesorgt. Nach der Ankündigung der Fabrikschliessung hatten Beschäftigte den Personalchef und den Produktionsleiter 30 Stunden lang auf dem Standort gefangen gehalten. Beide Manager hatten dagegen geklagt aber ihre Klage bald zurückgezogen, weil ihre körperliche Unversehrtheit dabei nicht bedroht worden war. Die Justiz hatte trotzdem sieben Ex-Beschäftigte zu Haftstrafen auf Bewährung verurteilt.

(mc)