Türkische Gastarbeiter*innen in Deutschland - Eine poetische Begegnung und Spurensuche: "Orte Dinge Menschen": Ein Schreibprojekt der Schriftstellerin Fatma Sagir

"Orte Dinge Menschen": Ein Schreibprojekt der Schriftstellerin Fatma Sagir

Fatma Sagirs literarisches Schaffen rund um ihr Schreibprojekt "Orte - Dinge - Menschen" widmet sich der weitgehend unsichtbaren Masse türkischer Gastarbeiter*innen. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Dear White People. Check Your Privilege", die vom 07.-11.01.2020 im E-Werk Freiburg stattfand, stellte sie vier ihrer Texte vor, gelesen jeweils von Max Hoffmann. Im Infomagazin vom 15. Januar 2020 wurden einzelne Veranstaltungsbeiträge und dabei insbesondere Fatma Sagirs Text "Solingen" bereits vorgestellt - siehe auch: https://rdl.de/suche?text=fatma+sagir.

Für den Text "Kein Ort" nun bildet der türkische Begriff "Gurbet" den Ausgangspunkt. Ein Begriff, der nur schwer ins Deutsche zu übersetzen ist. Er kann mit Heimatlosigkeit, Fremde, Diaspora und Heimweh skizziert werden. "Kein Ort" - ein mitreißender, herzzereißender Text - thematisiert die unstillbare Traurigkeit, die mit dieser Heimatlosigkeit einhergeht, und die sich noch über den Tod des Vaters der Ich-Erzählerin hinaus fortsetzt. Dem Bedürfnis des Vaters, in türkischer Heimaterde beerdigt zu werden, steht der Schmerz der Erzählerin gegenüber, ihren Vater nach der Beerdigung in der Türkei, dort zurücklassen zu müssen. Mit ihren Texten entreißt Fatma Sagir ihre Protagonist*innen der Unsichtbarkeit und dem Verschwinden in der entindividualisierten Masse. Sagirs Geschichten verleihen Gastarbeiter*innen ein Gesicht und verhindern, dass deren Einzelschicksale, deren Leben und Lebenszeichen nicht wahrgenommen werden oder mit deren Tod zu verschwinden drohen.