Mnozil Brass beim ZMF

Mnozil Brass beim ZMF

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Quelle: 
Daniela Metejschek

Von Burkhard Finckh

Die Wiener Blaskapelle Mnozil Brass existiert seit 30 Jahren und die Mehrzahl seiner Gründungsmitglieder ist immer noch dabei. Das hört man, und auch, dass das Konzert auf dem ZMF das letzte vor der Sommerpause ist – die sieben Blechbläser, die sich im Laufe des Abends auch immer wieder als hervorragende Sänger in Szene setzen, sind perfekt aufeinander eingespielt und überzeugen mit Leichtigkeit, Präzision und einer Klangfülle, die bei Brassbands ihresgleichen sucht. Sie können halt alles – Jazz, Pop, Schlager, Klassik, you name it... Das Ensemble arbeitet schon lange mit einem Regisseur zusammen, und so sind die präsentierten Musikstücke immer in irgendeine Art von Show eingebettet – als musical Comedy könnte man diese auch bezeichnen. Heute Abend stellen Mnozil Brass ihr Programm "Gold – Mit Abstand das Beste" vor, es sind musikalische und komödiantische Höhepunkte aus 30 Jahren Bandgeschichte, die sich sehen und hören lassen können, wobei man vielleicht im Gegensatz zu einem ausgefeilten Bühnenprogramm wie dem ebenfalls aktuellen "Phönix" von Mnozil Brass Abstriche bei der Dramaturgie des Abends machen muss. Das ist aber leicht zu verschmerzen, denn das Konzert unterhält und begeistert auf vielfältige Weise.
Wofür die Band (wahrscheinlich) nichts kann – das große Zirkuszelt des ZMF ist eigentlich eine Nummer zu groß für Mnozil Brass. Sie spielen und singen unverstärkt, was absolut richtig ist, aber bis die Töne im hinteren Bereich des Zeltes angelangt sind, verlieren sich manchmal gewisse Feinheiten und Details im Klang, und auch das komödiantische Talent der Musiker, ihre Gesichtsausdrücke und ihre Fingerfertigkeit sind von weiter weg nicht immer zu erkennen, und so geht einiges verloren. Und dann gibt es noch Stellen, wo das zahlreiche Publikum zum Mitklatschen animiert wird, was dazu führt, dass man die Band stellenweise gar nicht mehr hört... Andererseits erstaunt ihre Fähigkeit, ohne Mikrophone dieses große Zelt zu bespielen und zu besingen, und der unverfälschte Klang erfreut Ohr und Herz. Was beim Raumkonzept des Zirkuszeltes außerdem zu bemängeln ist: Viele Zuschauer sitzen so, dass sie sich ständig verrenken müssen, um die Bühne zu sehen, was auf Dauer zu körperlichen Befindlichkeiten und dann zu vermindertem Konzertgenuss führt. Natürlich sind hier finanzielle Überlegungen im Spiel, aber das ZMF täte gut daran, bei bestuhlten Konzerten alle Sitze so auszurichten, dass ein ungetrübtes Konzerterlebnis ohne Verspannungen und Gelenkschäden möglich ist. Zurück zur Musik – Mnozil Brass können wie gesagt auch Gesang, und das in vollendeter Form. Der blechgefüllte Abend wird immer wieder durch tolle Momente des mehrstimmigen Gesangs in unterschiedlichsten Klangfarben mehr bereichert als unterbrochen. Überhaupt verstehen es Mnozil Brass sehr gut, zwischen komplexen Arrangements und fast schon brachialen Klängen auf der einen Seite, und simplen, sehr gefälligen Passagen und auch leisen Klängen und sogar längerer Stille auf der anderen Seite abzuwechseln, sodass beide Seiten immer wieder große Wirkung entfalten. Solistische Momente sind eher selten, hervorzuheben wäre ein opulentes Solo des "Neuzugangs" Zoltán Kiss (seit 2005 dabei) an der Posaune, bei dem wie so oft bei Mnozil Brass möglichst viele andere Bandmitglieder auf jegliche erdenkliche Art und Weise gedemütigt werden – mit überraschenden Wendungen in der Dramaturgie versteht sich. Auch Leonhard Paul, der sich bis zu diesem Augenblick beim Applaus des Publikums nicht verbeugt hat, glänzt gegen Schluß durch eine Show-Einlage, bei der er mit Händen und Füßen insgesamt vier Instrumente seiner Kollegen bedient, die lediglich als Bläser fungieren, aber alle unterschiedliche Stimmen spielen, und den ungerührt dreinblickenden Paul auch noch tragen, sodass er quasi schwebend spielt – ein göttlicher Anblick. Erster Trompeter Thomas Gansch hat natürlich den ganzen Abend über unüberhörbar viel zu tun – falsche Töne hört man nicht – während Robert Rother nicht nur an der Trompete, sondern auch, als bläserische Ausnahme sozusagen, auf der Blockflöte zu überzeugen weiß. Mnozil Brass sind eine Klasse für sich, das haben sie an diesem Abend gezeigt, und man möchte sie gerne noch einmal erleben – am besten näher dran in einer kleineren Location.