Jazz News, 18.02.12, 10 Uhr

Jazz News, 18.02.12, 10 Uhr

"Jazzplatte, alt + halbverwest sucht neue Hörer / Herbie Hancocks V.S.O.P. 1976 Als ich auf dem Nachhauseweg noch schnell an meinem Plattenschrank vorbeifuhr, ergriff mich beim Anblick der Platte V.S.O.P. von Herbie Hancock das kalte Grausen. Das Cover war bereits von deutlichen Spuren eines besonders aggressiven Schimmelpilzes gezeichnet, die Schrift teils zerstört und aufgefressen. Das muß ich unbedingt meinen Kollegen vom Verfassungsschutz berichten, dachte ich, bevor ich mich an die Arbeit für diese Sendung machte. Soweit der O-Ton unseres Ohrakrobaten. Noch bevor die Kategorie Kamikaze Jazz in den etablierten Kreisen zum geflügelten Wort für die Musik David Sanborns, Kenny G. etc. avancierte, legte Herbie Hancock mit dieser Platte die Latte in diesem Genre schon früh ganz weit nach oben. In drei unterschiedlichen Besetzungen an einem Abend aufgenommen, beweist diese Doppelplatte, warum Herbie Hancock heute immer noch zu den wichtigsten Pianisten im Jazz gezählt werden muss (obwohl der Satz hier streng genommen gar keinen Sinn ergibt). Euer Ohrakrobat hilft euch über die schlimmsten Momente der Platte hinweg, denn der gute alte Jazz ist böse und gemein. Böse zum Hörer, weil er dem Ohr einfach nichts schenken will; Gemein deshalb, weil Soli einfach kein Ende finden wollen... So hat an jenem Abend im Jahr 1976 in New York alles geklappt - ein Who des Who des unerträglichen Jazz war zusammengekommen um den magischen Kräften des Jazz zu huldigen. "

Grüße Klaus Wallmeier