Frankreich: Informelles Flüchtlingscamp von Grande-Synthe zum neunten Mal seit 2017 geräumt

Informelles Flüchtlingscamp von Grande-Synthe zum neunten Mal seit 2017 geräumt

Zum neunten Mal seit Anfang 2017 haben die französischen Behörden ein informelles Flüchtlingscamp in der nordfranzösischen Stadt Grande-Synthe geräumt. Mehr als 500 Bewohnerinnen des Camps wurden bei diesem Einsatz "betreut", wie es die Behörden ausdrücken. Die Hälfte von ihnen wurde auf institutionelle Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge verteilt. Laut den Behörden hätten Polizeibeamten die andere Hälfte der Campbewohner "betreut, um ihre Situation zu klären".

Etwa 200 Polizeibeamtinnen und 20 Beamten des französischen Amts für Einwanderung und Integration waren bei der Räumung im Einsatz. Den Behörden zufolge verlief die Räumung friedlich.

Bei den Bewohnerinnen des Camps handelte es sich fast ausschliesslich um irakische Kurden. Unter ihnen befanden sich rund 40 unbegleitete Minderjährigen. Sie verharrten im informellen Camp bei der Hafenstadt Dünkirchen am Ärmelkanal in der Hoffnung auf eine Überfahrt nach Grossbritannien.

Erklärtes Ziel des Zentralstaates ist es seit der Räumung des grossen informellen Flüchtlingscamps von Calais im Jahr 2016, keine neuen informellen Camps in Nordfrankreich zu dulden, die sich dann zu Slums entwickeln könnten. Die Behörden behaupten, dass sie seit Beginn des Jahres knapp 4.000 Migranten in Grande-Synthe aufgegriffen und in verschiedene Aufnahmeeinrichtungen verteilt haben.

Hilfsorganisationen zufolge jedoch bleiben sehr wenige Menschen in den Aufnahmeeinrichtungen, weil man ihnen keine würdige Unterbringung anbiete. Viele würden wenige Tage später wieder in Grande-Synthe auftauchen. Das würden die Behörden sehr wohl wissen aber sie würden die Augen darauf verschliessen.

(mc)