Gezinkte Karten beim Konkurrenzkampf Bahn gegen Flugzeug | Analyse von Greenpeace

Gezinkte Karten beim Konkurrenzkampf Bahn gegen Flugzeug | Analyse von Greenpeace

Leider spielt beim Kauf der Fahrkarten oder Flug-Tickets immer noch der Preis die entscheidende Rolle  - und nicht die Klimakrise. Dabei könnte die Bahn bei einem fairen Wettbewerb deutlich billiger sein als das Flugzeug. Doch der Konkurrenzkampf ist - politisch gewollt - zugunsten des Luftverkehrs durch Subventionen von jährlich über 12 Milliarden Euro massiv verfälscht.

Obwohl die Klimakrise dem entscheidenden Kipp-Punkt mittlerweile bedrohlich nahe gekommen ist - oder diesen vielleicht sogar bereits überschritten hat - sind die meisten Bahnreisen in Europa noch immer teurer als die entsprechenden Flug-Verbindungen. Laut einer aktuellen Greenpeace-Studie sind fast drei Viertel der untersuchten 112 innereuropäischen Verbindungen bei einem klimaschädlichen Flug billiger als bei einer Bahnfahrt. Menschen, die eigentlich bewußt mit der klimaverträglichen Bahn reisen wollen, müssen dafür tiefer in die Tasche greifen.

Dabei verursacht ein innereuropäischer Flug im Vergleich zur Bahnfahrt laut Greenpeace rund 30-mal so viel Treibhausgase. Neuere <a href="klimak190728.html" target=_blank>Untersuchungen</a> kommen sogar zu dem Ergebnis, daß ein Flug im Vergleich zur Fahrt mit der Bahn wegen des in großen Flughöhen freigesetzten Ozons und der Wolkenbildung durch freigesetzte Aerosole, Wasserdampf und Stickoxide eine rund 46-fache Treibhaus-Wirkung verursacht.

Und bei einer Bahnfahrt muß fürs Bahn-Ticket im Durchschnitt rund 50 Prozent mehr bezahlt werden als fürs Flug-Ticket. Ausschlaggebend sind hierbei vor allem die Billig-Airlines. Nur bei 23 der 112 von Greenpeace untersuchten europäischen Verbindungen kann die Bahn günstigere Preise anbieten.

Laut Bundesumweltamt verschenkt der Staat in Form von verdeckter Subventionierung jährlich mehr als 11,5 Milliarden Euro an die Luftfahrt-Branche. Diese Subventionierung setzt sich zusammen aus der Befreiung von der Mineralölsteuer - im Gegensatz zu Diesel und Benzin wird auf Kerosin, den Treibstoff für Düsenflugzeuge, keine Steuer erhoben - und aus der Befreiung von der Mehrwertsteuer auf Auslands-Tickets. Die Zahl von 11,5 Milliarden Euro stammt aus dem Jahr 2008. Selbstverständlich hat sich diese Subventionierung von Jahr zu Jahr erhöht und auch die Ampel-Bundesregierung mit dem im Wahlkampf 2021 als "Klimakanzler" dargestellte Olaf Scholz hat in den vergangenen zwei Jahren hieran nichts geändert - wie zu erwarten war.

"Die fehlende Kerosinsteuer und weitere klimaschädliche Subventionen für die Flugindustrie verzerren die Preise. Das ist eine Bruchlandung für viele gute Vorsätze und den Klimaschutz. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich darauf verlassen können, daß die Bahn immer das günstigste Verkehrsmittel ist," meint Marissa Reiserer, Verkehrsexpertin von Greenpeace, in einem Kommentar zu den vorgelegten Zahlen.

Greenpeace fordert, daß Fluggesellschaften "endlich angemessene Steuern zahlen, die dann der Schiene zugutekommen". Billig-Airlines bedienen knapp 80 Prozent der 112 von Greenpeace untersuchten europäischen Verbindungen und sind mit ihren subventionierten Preisen in den meisten Fällen billiger als die Bahn. Reiserer erklärte: "Vermeintliche Schnäppchenflüge sind nur möglich, weil andere die wahren Kosten tragen, etwa durch schlechte Arbeitsbedingungen und den Folgen der Klimakrise." Die indirekten Subventionen gehen vor allem zu Lasten der SteuerzahlerInnen - und die Steuerlast tragen weit überwiegend die unteren drei Viertel der Gesellschaft.

Eine Kerosinsteuer von 50 Cent pro Liter würde jährliche europäische Einnahmen in Höhe von 46,2 Milliarden Euro erbringen, die zum Ausbau einer zuverlässigen Bahn-Infrastruktur verwendet werden könnten. Statt dessen werden jedoch allein in das Bahnhof-Projekt "Stuttgart 21" mehr als 10 Milliarden Euro versenkt. Zugleich wird mit "Stuttgart 21" ein durchgängiger Deutschland-Takt der Bahnverbindungen unmöglich gemacht.