Gemeinde im Enzkreis ehrt NS-Kriegsverbrecher

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Gemeinde im Enzkreis ehrt NS-Kriegsverbrecher

Die Gemeinde Engelsbrand hat einem ehemaligen SS-Mann und verurteilten Kriegsverbrecher ihre Ehrenmedaille verliehen. Die Ehrung fand bereits vor rund einem Jahr statt, aber erst jetzt wurde dies in einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Wilhelm Ernst Kusterer wurde 2009 vom Militärgericht in Rom wegen Mittäterschaft bei dem Massaker von Marzabotto zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Bei dem Massaker, einem Racheakt der SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer-SS“, wurden über 400 ZivilistInnen in mehreren benachbarten Bergdörfern in der Emilia-Romagna brutal ermordet, darunter ungefähr 200 Kinder. Kusterer, Feldwebel in dieser SS-Division, wurde wie andere NS-Täter nie ausgeliefert und musste daher seine Strafe nicht absitzen. Vielmehr lebte er bis heute, in seinem 95. Lebensjahr, ungestört in Engelsbrand und saß dort über 20 Jahre für die SPD im Gemeinderat. Auf seine Ehrung aufmerksam wurde Walter Cardi, Vorsitzender der Vereinigung der Opferangehörigen des Massakers von Marzabotto. Er hat sich an Angela Merkel und die deutsche Botschafterin in Rom gewandt und fordert, dass Kusterer die Ehrung wieder aberkannt wird. In Italien sorgte die Nachricht für Empörung.
 

 

Walter Cardi, der das Thema nun in die Öffentlichkeit gebracht hat, ist zur Auseinandersetzung um die NS-Massaker im RDL-Feature "Deutsche Reue - und zwar umsonst" zu hören.