Erneut Deutscher mit Beziehung zu linker Nachrichtenagentur in der Türkei festgenommen

Erneut Deutscher mit Beziehung zu linker Nachrichtenagentur in der Türkei festgenommen

Am Freitag wurde der Kölner Sozialarbeiter Adil Demirci (de-mir-dschi) bei einem Kurzurlaub in Istanbul festgenommen. Nach Auskunft seiner Anwälte wird Demirci Verbindung zur Marxitisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP) vorgeworfen. Speziell soll Demirci an der Beerdigung von drei Mitgliedern der MLKP teilgenommen haben, die an der Seite der kurdischen YPG in Syrien gekämpft haben. Demirci soll auch für die MLKP-nahe Nachrichtenagentur ETHA tätig gewesen sein. Das erinnert an den Fall von Mesale (me-scha-le) Tolu, die als Übersetzerin für ETHA gearbeitet hatte. Mesale Tolu wurde im Dezember freigelassen, darf aber die Türkei bis zum Abschluss ihres Verfahrens nicht verlassen. Sowohl Mesale Tolu als auch Adil Demirci haben die deutsche und die türkische Staatsangehörigkeit. Nach Angaben von Mesale Tolu wurden bei der Razzia, bei der Adil Demirci am Freitag festgenommen wurde, auch zwei weitere Mitarbeiter der Agentur ETHA festgenommen. Der Vorsitzende der Deutschen Journalisten Union, Frank Überall forderte die Bundesregierung auf, sich für Demirci einzusetzen. „Journalismus ist kein Verbrechen, auch nicht in der Türkei“, meinte Überall. Gelegenheit, ein Wort für Demirci einzulegen, gab es bereits. Am Montag hat die deutsche Bundeskanzlerin mit dem türkischen Präsidenten Tayyip Erdogan telefoniert. Nach Angaben aus Erdogans Umgebung ging es dabei um die Syrienpolitik. Ob der Fall Demirci von Merkel angesprochen wurde, ist nicht bekannt.