Deutsche Medien vereinnahmen SchülerInnenprotest in Istanbul

Deutsche Medien vereinnahmen SchülerInnenprotest in Istanbul

Wegen der Völkermordresolution durfte der deutsche Generalkonsul in Istanbul, Georg Birgelen bei der Abschlussfeier an einem Elitegymnasium, das auch eine deutsche Abteilung besitzt, nicht sprechen. Darauf hätten Absolventen dem Rektor aus Protest den Rücken zugekehrt. So ist es in deutschen Medien zu lesen. Als Quelle wird unter anderem die Deutsche Presse-Agentur dpa genannt.

Den Protest gab es. Die Absolventinnen am Istanbul Erkek Lisesi drehten dem Direktor Hikmet Konar bei seiner Abschlussrede geschlossen den Rücken zu. Nur hatte der Protest wenig oder nichts damit zu tun, dass die SchülerInnen vergeblich auf das Grußwort eines deutschen Diplomaten warteten. Ein Schüler das Gymnasiums begründete den Protest unter anderem mit dem Rauswurf eines beliebten Geschichtslehrers wegen „Beleidigung der Religion“. Ein Konzert und Exkursionen sollen abgesagt worden sein, während erstmals Feierlichkeiten in der Geburtswoche des Propheten Mohammed stattfanden usw. Der neu eingesetzte Rektor soll Verbindungen zu Erdogans Sohn Bilal haben. Das ist eben jener Bilal, der bis zum Hals in Korruptionsvorwürfen steckte, deren Aufklärung sein Vater verhindert hat.

Es gärt auch an anderen Gymnasien in Istanbul, obwohl sie der deutsche Generalkonsul nicht alle besucht. SchülerInnen des Galata Saray Gymnasiums verteilten ein Flugblatt, in dem sie einen neuen Rektor suchen. Zu den Qualifikationen gehört eine minimale Kompetenz im Umgang mit jungen Menschen und die Fähigkeit, seinen Schülerinnen weder eine Waschmaschine noch ein Klavier zu stehlen und mit nach hause zu nehmen.