Bio-Lebensmittel als Krebs-Prophylaxe | Studie der Sorbonne

Bio-Lebensmittel als Krebs-Prophylaxe | Studie der Sorbonne

Paris (LiZ). Französische Wissen­schaftlerInnen um die Epidemiologin Julia Baudry von der Pariser Universität Sorbonne haben in einer viereinhalb Jahre dauernden Langzeit-Studie mit knapp 70.000 TeilnehmerInnen herausgefunden, daß eine Ernährung mit Bio-Lebensmitteln das Krebs-Risiko um 25 Prozent senken kann.

Eine konsequente Ernährung mit Bio-Lebensmitteln wirkt daher offenbar als Krebs-Prophylaxe. Insbesondere Brustkrebs und Lymphome traten deutlich seltener auf. Die französischen WissenschaftlerInnen von der Sorbonne vermuten, daß vor allem der Gehalt an Pestizid-Rückständen in der Nahrung das Krebs-Risiko determiniert - bewiesen ist dies aber noch nicht. Allerdings weisen etliche andere wissenschaftliche Untersuchungen - nicht zuletzt über Glyphosat - in diese Richtung.

Die vorliegende Untersuchung unter Leitung von Julia Baudry stützt sich auf eine große Online-Umfrage in Frankreich. Vor den so ermittelten über 95.000 Daten-Sätzen verwendeten die WissenschaftlerInnen nur die jener TeilnehmerInnen, die zum Zeitpunkt der Erhebung noch keine Krebs-Erkrankung hatten: 68.946. Die TeilnehmerInnen waren im Schnitt 44 Jahre alt, davon 78 Prozent Frauen. Mit Blick auf ihre Fragestellung behielten die WissenschaftlerInnen die 68.946 Personen rund viereinhalb Jahre im Auge. Während dieser Zeit trat bei 1.340 von ihnen erstmals Krebs auf. Am häufigsten war Brustkrebs (34,3 Prozent) gefolgt von Prostata-Krebs (13,4), Hautkrebs (10,1), Darmkrebs (7,4) sowie Lymphomen, also Krebs des Lymphsystems (4,6).

In der Bio-Landwirtschaft sind Pestizide und Mineral-Dünger verboten. Bio-Lebensmittel enthalten daher im Schnitt deutlich weniger Rückstände von Insektiziden, Herbiziden und Fungiziden als konventionell erzeugte Lebensmittel. Dies beweisen unter anderem die jährlichen Berichte der deutschen Untersuchungsämter.

Wer sich konventionell ernährt, ist infolge des hohen Pestizid-Einsatzes in der industriellen Landwirtschaft in Deutschland seit Jahren hormonschädlichen Pestizid-Rückständen in nicht vernachlässigbaren Mengen ausgesetzt. Rund 18 Prozent der zwischen 2011 und 2014 untersuchten Lebensmittelproben wiesen Rückstände von 29 hormonschädlichen Pestiziden auf. In 6 Prozent der Proben konnten Mehrfachrückstände der sogenannten endokrinen Disruptoren (EDCs) festgestellt werden. Rückstände von weiteren 96 Wirkstoffen, die zumindest unter Verdacht stehen, schädlich auf das Hormonsystem von Mensch und Tier einzuwirken, wurden in 23,8 Prozent der untersuchten Proben nachgewiesen (Siehe unseren Artikel v. 16.12.16).

Zu erwägen ist allerdings auch, in wie weit Co-Faktoren das statistische Ergebnis der Studie beeinflußt haben. So ist es etwa plausibel anzunehmen, daß jene, die sich mit Bio-Lebensmitteln ernähren, auch in anderer Hinsicht auf ihre Gesundheit achten und beispielsweise weniger oder gar nicht rauchen. Das Risiko infolge Rauchen wurde bei der vorliegenden Studie allerdings rechnerisch eliminiert. Im Übrigen bleibt auch noch zu untersuchen, in wie weit das Ergebnis etwa durch Rückstände wie Nitrit aus den Düngemitteln mit mineralisch gewonnenen Nitraten und Phosphaten oder auch das auf diesem Weg eingeschleppte radioaktive Uran in konventionellen Lebensmitteln zurückzuführen ist.

Hilfreich wäre es gewesen, wenn im Zuge der vorliegenden Untersuchung zugleich die Pestizid-Belastung der TeilnehmerInnen im Blut und im Urin gemessen worden wäre. Doch leider ist festzustellen, daß dies mehr Geld erfordert hätte und daß für Studien, die nicht im Interesse der Industrie sind, sehr schwer die nötigen finanziellen Mittel zu beschaffen sind. Die Freiheit der Forschung ist seit dem Öffnen der universitären Tore für sogenannte Drittmittel nur noch eingeschränkt gewährleitet.

Deutlich ist das Untersuchungs-Ergebnis der WissenschaftlerInnen um Julia Baudry in Hinblick auf einen schützenden Effekt von Bio-Lebensmitteln sowohl bei nach der Menopause auftretendem Brustkrebs als auch bei Lymphomen - also Tumoren des Lymphgewebes.