Klima und Energie-Wende | Es gibt keinen Spielraum mehr

Klima und Energie-Wende | Es gibt keinen Spielraum mehr

Seit dem sogenannten Weltklima-Gipfel COP21 im Jahr 2015 in Paris schwirrt die seltsame Wortschöpfung vom "1,5-Grad-Ziel" durch die öffentlichen Debatten - so, als sei es wünschenswert, wenn die Erdatmosphäre bis bis zum Jahr 2100 (gerechnet vom Beginn der Industrialisierung um 1850) um 1,5 Grad aufgeheizt wird. Zugleich wurde der Eindruck vermittelt, es gäbe real ein Budget von x Milliarden Tonnen an Klimagasen, das die Menschheit in den kommenden Jahren noch ausstoßen dürfe.

Falsch war auch ganz offensichtlich das damals kolportierte Gerücht, auf diesem COP21 sei ein völkerrechtlich verbindlicher Vertrag über nationale Verpflichtungen zur Drosselung der Klimagas-Emissionen abgeschlossen worden (Siehe hierzu unseren <a href="klimak151128.html" target=_blank>Artikel v. 28.11.15</a>). Inzwischen ist nicht mehr zu leugnen, daß die beteiligten Regierungen diesen "Klima-Gipfel" nur dazu benutzten, um genügend Nebel zu erzeugen. Und hinter dieser Nebelwand konnte in den vergangenen fünf Jahren "Business as usual" fortgesetzt werden.

Laut einer aktuellen Stellungnahme der Offenen Akademie (http://www.offene-akademie.org/http:/www.offene-akademie.org/wp-content/...) - unterzeichnet von Dutzenden von WissenschaftlerInnen - ist zu nun lesen: Die Erderwärmung ist bereits so weit fortgeschritten, daß die Menschheit eigentlich keine neuen Emissionen mehr zulassen darf.

Möglicherweise ist das vermeintliche CO2-Budget von 500 Milliarden Tonnen für eine 50-prozentige Chance, das "1,5-Grad-Ziel" zu erreichen, aber inzwischen schon aufgebraucht.1 Dies schrieben 7 renommierte Klima-WissenschaftlerInnen schon im November 2019 in der Zeitschrift 'nature'.

Es war ein grundlegender Fehler von Teilen der Klimaschutz-Bewegung und des Weltklimarats IPCC, zu suggerieren, es gebe noch ein berechenbares CO2-Budget von x Milliarden Tonnen an Klimagasen, das die Menschheit noch ausstoßen dürfe. In einer klarer Analyse beschreiben die WissenschaftlerInnen der Offenen Akademie, daß diese häufig verwendete, aber unbestimmte, verschleiernde und unverbindliche Begriffs-Figur eines der größten Übel ist, welches wirksamen Klimaschutz verhindert. Solche sprachliche Ungenauigkeit findet sich leider auch in Erklärungen und Forderungen von Klimaschutzorganisationen und KlimawissenschaftlerInnen - von den Mainstream-Medien und von PolitikerInnen ganz zu schweigen.

Die WissenschaftlerInnen der Offenen Akademie stellen klar: "Das Pariser Klimaabkommen beruht auf freiwilligen Selbstverpflichtungen." Und solche unverbindlichen freiwilligen Selbstverpflichtungen ohne jede Gefahr, bei deren Nichtbeachtung, Strafzahlungen leisten zu müssen, hatten sich schon nach dem Kyoto-Protokoll von 1997 als völlig wirkungslos erwiesen. Wirkungslos allerdings lediglich in Hinblick auf reale Maßnahmen zur Eindämmung der Klimagas-Emissionen - sehr wirkungsvoll jedoch dabei, Zeit zu schinden, um Energie-, Agro- und Chemie-Konzernen ein weiteres "Business as usual" für viele weitere Jahre zu ermöglichen.

Und weiter ist in der Erklärung (http://www.offene-akademie.org/http:/www.offene-akademie.org/wp-content/...) der offenen Akademie zu lesen:

"Es gibt kein Restbudget mehr. Der 'Intergovernmental Panel on Climate Change' (IPCC), auch als Weltklimarat bezeichnet, rechnet 2018 Szenarien durch; er kommt aber vor allem zu dem Ergebnis, daß die nationalen Zusagen aller Regierungen nur etwa die Hälfte von dem ausmachen, was er für notwendig hält, um eine Chance auf Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5°C zu erreichen. Und auch wenn diese erfolgen würden, ist die Unsicherheit groß. Wie das National Center for Climate Restoration nachweist, beruhen die Restbudgetberechnungen auf Prognosen, die die Klimaerwärmung signifikant unterschätzen. Selbst die gemachten zu geringen nationalen Zusagen werden von den Regierungen nicht eingehalten, auch von der deutschen Bundesregierung nicht. In Datteln ging das größte Steinkohlekraftwerk Europas in Betrieb. Auch seit dem Pariser Abkommen geht der Anstieg der Emissionen weltweit unvermindert fort."

Daß wenigstens im Energiesektor Nullemission bis 2030 möglich ist, haben ForscherInnen aus aller Welt längst aufgezeigt: https://global100restrategygroup.org

 


 1  Timothy M. Lenton, Johan Rockström, Owen Gaffney, Stefan Rahmstorf, Katherine Richardson, Will Steffen, Hans Joachim Schellnhuber: 'Climate tipping points – too risky to bet against.' In: nature. 27. November 2019, doi:10.1038/d41586-019-03595-0 (Open Access).