Erneute Abschiebung nach Afghanistan für Dienstag geplant: Anschlagsopfer und steinigungsbedrohter Mann bereits in Abschiebehaft

Anschlagsopfer und steinigungsbedrohter Mann bereits in Abschiebehaft

Für den heutigen Dienstag ist erneut eine Sammelabschiebung von Deutschland nach Afghanistan geplant. Laut der Zeitung "Die Welt" sollen 80 Menschen abgeschoben werden. Auch Afghanen aus Baden-Württemberg sind davon betroffen, wie dieselbe Zeitung unter Berufung auf Pro Asyl meldet.

Die Bundes- und Landesregierungen behaupten seit Monaten, sie würden "nur" Straftäter sowie Menschen abschieben, die sie mit den willkürlichen Begriffen "Gefährder" und "Identitätsverweigerer" bezeichnen. Das wäre im humanitären Völkerrecht keine genügende Rechtfertigung, um solche Menschen in ein Bürgerkrieg abzuschieben oder in ein Land, in dem ihnen persönlich Tod und Misshandlungen drohen.

Doch selbst diese Behauptung, wonach nur gefährliche Menschen abgeschoben würden, widerlegen wieder einmal mehrere Medien.

Zu den möglichen Betroffenen zählt ein junger Mann, der als Kind bei einem Bombenanschlag an einem Auge erblindete. Neben der physischen Behinderung habe er auch Angststörungen davongetragen. Sein bester Freund in der bayrischen Unterkunft habe sich aus Angst vor seiner eigenen Abschiebung umgebracht. Weil er überhaupt keine Papiere besitzt und nach den Worten seiner Anwältin "verwirrt" sei, befürchten seine Unterstützerinnen, dass er nicht arbeitstauglich sei und in Afghanistan unter die Räder kommen werde. Die Polizei hat ihn in Eichstätt in Abschiebehaft genommen.

Zu den möglichen Betroffenen der Abschiebung zählt auch ein junger Mann, dem wegen einer Liebesbeziehung vor der Hochzeit die Steinigung droht. Das entsprechende Urteil wurde von der Familie seiner Geliebten und dem Bürgermeister gefällt, obwohl Steinigungen in Afghanistan illegal sind.

Die Polizei hat ihn nun in Abschiebehaft genommen wegen Identitätsverweigerung und Körperverletzung. Beide Anschuldigungen seien jedoch nachweislich falsch. Er habe immer alle Beweise nachgereicht, nur die afghanischen Behörden hätten Dokumente zu langsam geliefert. Die Polizei verdächtigt ihn der Körperverletzung wegen einer Schlägerei in seiner Unterkunft, an der er definitiv nicht teilnahm.

In seiner Unterkunft im bayrischen Kempten bekamen 48 von 50 männlichen Afghanen keinen Schutz, obwohl die meisten vor der Rekrutierung durch die Taliban geflohen waren.

(mc)