Frankreich: Zehn Vermisste nach Einsturz von Hochhäusern

Zehn Vermisste nach Einsturz von Hochhäusern

Nach dem gestrigen Einsturz von zwei Hochhäusern im Zentrum der französischen Stadt Marseille werden zehn Menschen vermisst. Die beiden Hochhäuser waren am Montag Morgen unerwartet eingestürzt. Vermisst werden seitdem acht BewohnerInnen, von denen es seitdem kein Lebenszeichen gegeben hat, sowie zwei PassantInnen, die zum Zeitpunkt des Einsturzes auf Bilder einer Überwachungskamera zu sehen sind. Die ganze Nacht über suchten Rettungskräfte bei Flutlicht in den Bauschutt nach den Vermissten, bislang vergeblich. Der französische Innenminister zeigte wenig Zuversicht, dass die Vermissten noch lebendig geborgen werden könnten.

Am Montag Abend zerstörte die Feuerwehr vorsichtshalber ein drittes benachbartes Hochhaus, das stark einsturzgefährdet war und bereits seit 2012 zugemauert war. Zwei unmittelbar angrenzende Hochhäuser wurden vorsichtshalber geräumt.

Über die Gründe für den unkontrollierten Einsturz ermittelt die Polizei. Die Stadtverwaltung will die Ursache bei den starken Regenfällen der vergangenen Tage vermuten. Eines von den zwei eingestürzten Hochhäusern war vor zehn Tagen wegen akuter Einsturzgefahr geschlossen worden. Die Feuerwehr hatte die Strasse wegen der Einsturzgefahr vergangene Woche kurz gesperrt, aber wohl nichts weiteres unternommen.

Der Einsturz der Hochhäuser löste gleich eine Debatte über heruntergekommene beziehungsweise sanierungsbedürftige Wohnhäuser aus. Die Tageszeitung "Le Monde" zitiert einen Bericht, der der Regierung seit 2015 vorliegt. Demnach sind allein in Marseille rund 100.000 Einwohnerinnen in ihrer Gesundheit oder Sicherheit durch heruntergekommene Wohnungen bedroht. Jean-Luc Mélenchon, führender Linkenpolitiker und Abgeordnete von Marseille, wird in französischen Medien mit folgenden Worten zitiert: "Es sind die Häuser der Armen, die einstürzen, und es ist kein Zufall". Er prangert die Gleichgültigkeit der Behörden gegenüber der Armut an.

(mc)