YouTube nach Veröffentlichung eines brisanter Geheimgespräche in der Türkei gesperrt

YouTube nach Veröffentlichung eines brisanter Geheimgespräche in der Türkei gesperrt

 

Nach Twitter wurde gestern Abend auch YouTube in der Türkei gesperrt. Der Grund ist ein Mitschnitt eines Gespräches im Außenministerium, in dem unter anderem darüber beraten wird, wie man einen Krieg mit Syrien anzetteln könnte. Zu hören sind die Stimmen des türkischen Außenministers Ahmet Davutoglu und des Chefs des nationalen Geheimdienstes Hakan Fidan. Hakan Fidan untersteht dem Ministerpräsidenten Tayyip Erdogan persönlich und arbeitet bei heiklen Missionen eng mit ihm zusammen. Außerdem sind der stellvertretende Chef des Generalstabes und ein Unterstaatssekretär anwesend. Es werden verschiedene Möglichkeiten durchgespielt, etwa Raketen von syrischem Territorium auf die Türkei abzuschießen um Syrien die Schuld zu geben. Eine andere Variante, die erörtert wird, ist ein Angriff auf das Ehrengrab eines Vorfahren der Osmanen im Syrischen Aleppo. Der auf Türkisch als Türbe bezeichnete Grabbau wird obwohl eindeutig auf syrischem Gebiet gelegen von zwei Dutzend türkischen Soldaten bewacht. Außerdem ist von Waffenlieferungen an Rebellen gesprochen, bei denen eingewendet wird, dass sich diese Waffen auch wieder gegen die Türkei richten könnten.

 

Erdogan hat die Echtheit des Mitschnittes indirekt eingeräumt, indem er sich auf einer Wahlveranstaltung in Diyarbakir über die Abhöraktion beschwert hat. Mit einer Stimme, der man die vielen Wahlkaufauftritte der letzten Zeit deutlich anhört sagt Erdogan:

 

o-ton

 

(Übersetzung (im o-ton enthalten): Heute haben sie wieder was in You Tube gestellt. Im Außenministerium wird wegen der nationalen Sicherheit, über die Süleyman Sah Türbe gesprochen und dashaben sie in YouTube gestellt, das ist sittenlos, das ist gemein, das ist niederträchtig, das ist unehrenhaft!)

 

In dem Mitschnitt wird keine Entscheidung über die Umsetzung der Planspiele gefällt. Aber am vergangenen Wochenende wurde ein syrisches Militärflugzeug nach einer angeblichen Grenzverletzung von der Türkei abgeschossen. Die Nachricht kam just so, dass Erdogan sie auf seiner zentralen Wahlkampfkundgebung in Istanbul bei der Ankunft dem Publikum frisch als eine Art Sieg erzählen konnte.

 

In Istanbul demonstrierten am Donnerstagabend spontan mehrere hundert Menschen gegen einen möglichen Krieg mit Syrien.

 

Ein türkisches Gericht hat mittlerweile die Sperrung von Twitter in der Türkei für illegal erklärt. Doch das Gesetz räumt der Aufsichtsbehörde eine Frist von dreißig Tagen zur Umsetzung des Beschlusses ein. Außerdem kann die Behörde das Urteil noch anfechten, weshalb sich an der Sperrung vorerst nichts ändert.