Fleischindustrie wehrt sich gegen geplante Abschaffung von Werkverträgen

Fleischindustrie wehrt sich gegen geplante Abschaffung von Werkverträgen

Die deutsche Fleischindustrie lehnt das von der Bundesregierung angedachte Verbot von Werkverträgen ab. Arbeitsminister Heil (SPD) will am heutigen Mittwoch im Kabinett über ein mögliches Verbot beraten lassen. Im Vorfeld des Treffens kritisierten Vertreter*innen der Branche die Pläne heftig. So schrieb Fleischfabrikant Clemens Tönnies laut der Osnabrücker Zeitung in einem Heil: „Ein generelles Verbot von Werkverträgen in der Fleischwirtschaft hätte massive, strukturell-negative Veränderungen für die Agrarwirtschaft zur Folge.“ Tönnies befürwortete als Verbesserungsvorschlag einen branchenweiten Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde. Die Geschäftsführerin des Verbandes der Fleischwirtschaft warnte davor, dass bei einem Verbot große Teile der Fleischproduktion ins Ausland abwandern könnten. Für viele der manuellen Tätigkeiten ließen sich keine deutschen Arbeitnehmer*innen finden.

Rufe nach besseren Arbeitsbedingungen in der Branche gibt es schon länger. Meist arbeiten in den deutschen Schlachthöfen ausländische Vertragsarbeiter*innen. Viele von ihnen sind unter schlechten hygienischen Bedingungen und bei schlechter Bezahlung angestellt. Das liegt unter anderem daran, dass die Fleischindustrie zu großen Teilen mit Subunternehmern arbeitet und die Verantwortung nicht direkt bei den deutschen Firmen liegt.

Zuletzt war die Kritik an diesen Arbeitsbedingungen verstärkt aufgekommen, nachdem sich in mehreren Betrieben Hunderte Arbeiter*innen mit dem Corona-Virus infiziert hatten. Für die rasche Ausbreitung des Virus war vermutlich auch die Wohnsituation der Beschäftigten verantwortlich. An etlichen Standorten sind die Unterkünfte für die Vertragsarbeiter*innen überbelegt. Dennoch werden für die Sammelunterkünfte oftmals Wuchermieten verlangt.