20 Jahre Radiofrühling!

20 Jahre Radiofrühling!

Historischer Rückblick

Am 4. Juni 1977 ging "Radio Verte
Fessenheim" vom Elsaß aus erstmals auf Sendung. Der Kampf
gegen Fessenheim blieb schließlich erfolglos, aber "Radio
Verte" blieb und strahlte nun jeden Samstag die neuesten Informationen
aus der Ökologiebewegung am Oberrhein aus. Anfang der 80er Jahre
wurde bald klar, dass das Ausstrahlen eines Programms aus dem Elsaß
auf Dauer nicht genügt: Ein Freies Radio muss dort gemacht werden,
wo seine HörerInnen sind. Und so wurden noch 1982 die ersten
Schritte gemacht, um eine Legalisierung des Radios durchzusetzen:
Im Oktober wird der Freundeskreis Radio Dreyeckland gegründet,
dessen Aufgabe in erster Linie die öffentliche Unterstützung
des Freien Radios ist. Im April 1983 bildete der Freundeskreis RDL
gemeinsam mit anderen Radioinitiativen der BRD die "Assoziation
Freier Radios", die sich bundesweit für ein Ende der Kriminalisierung
Freier Radios einsetzt. Außerdem wurde ein erster Lizenzantrag
bei der Landesregierung gestellt. Die CDU-Regierung reagierte ebenso
wie auf einen zweiten Legalisierungsversuch im März 1985 mit
Diffamierungen. So griff RDL schließlich im April 1985 zur Selbsthilfe:
Im Rahmen des "Radiofrühlings" erfolgte eine öffentlich
angekündigte ’Frequenzbesetzung’ mit Live-Sendungen
aus Freiburg.

Der "Radiofrühling" begann
am 20. April 1985 und dauerte ganze fünf Tage, dann schlug die
Staatsgewalt mit ganzer Härte zu: Eine große Polizeirazzia
stoppte den Sendebetrieb aus Freiburg, Leute, die verdächtigt
wurden, bei RDL mitzuarbeiten, wurden observiert, festgenommen, erkennungsdienstlich
behandelt und schließlich auch vor Gericht gestellt. Doch die
UnterstützerInnen des Freien Radios sorgten für eine angemessene
Reaktion: Am Tag nach der Razzia demonstrierten über 3.000 Menschen
für eine Legalisierung von RDL, und schon kurz nach dem ersten
Polizeieinsatz fanden weitere Live-Sendungen aus Freiburg statt –
jeweils unter dem Schutz hunderter Menschen. Eine ihrer Parolen lautete:
"Den Äther kann man nicht räumen!" Tatsächlich
gelang es der Polizei trotz aller Repression und Kriminalisierung
nicht, den Sendebetrieb aus Freiburg zu unterdrücken: Trotz mehrerer
Polizeieinsätze in den folgenden Monaten wurde der Sender nie
gefunden, stattdessen wurden die Sendungen aus Freiburg sogar ausgeweitet.
Es fanden anschließend die ersten Prozesse gegen angebliche
BetreiberInnen und UnterstützerInnen statt - und auch sie endeten
mit einem Erfolg: zwei Freisprüche, eine Verurteilung, die in
der zweiten Instanz aufgehoben wurde und schließlich die Einstellung
aller laufenden Verfahren ’in Sachen RDL’. Und parallel
dazu unterstützten innerhalb weniger Wochen 12.000 Menschen aus
der Region mit ihrer Unterschrift einen Aufruf, der eine Frequenz
für Radio Dreyeckland und ein Ende der Kriminalisierung forderte.
Trotz dieses Erfolges wurde aber auch immer deutlicher, dass ein illegaler
Sendebetrieb auf Dauer nur schwer durchzuhalten war. Und überdies
führte die Notwendigkeit, zwar aus Freiburg, aber doch aus dem
’Untergrund’ zu senden, wieder weg vom Konzept des offenen
und öffentlich zugänglichen Radios für alle.

Nur dank der großen Unterstützung
der Bevölkerung war es schließlich möglich, dass Radio
Dreyeckland nicht nur weiter bestehen konnte, sondern 1988 eine legale
Lizenz erhielt. Nach längerem Rechtsstreit, einer weiteren Demonstration
und politischen Auseinandersetzungen über die Frequenzverteilung
in Freiburg, begann RDL schließlich am 23. Juli 1988 mit dem
Sendebetrieb aus dem öffentlichen Studio im Freiburger Grether-Gelände
- wo es bis heute sitzt und arbeitet.

Nach wie vor braucht Radio Dreyeckland
die Unterstützung, die es schon damals gebraucht und bekommen
hat:

  • Mehr denn je sind
    Freie Radios und freie Medien eine wichtige Ergänzung der
    Medienlandschaft. Die Vereinheitlichungstendenz bei öffentlich-rechtlichen
    und privat-kommerziellen Medien macht dies deutlich. Freie Radios
    wie RDL eröffnen einen anderen, hintergründigeren Blickwinkel
    auf gesellschaftspolitische Themen.
  • RDL ist ein freier
    Zusammenschluss der Sendungsmachenden mit prinzipiell offenen
    Zugangsmöglichkeiten. Das breit gefächerte Spektrum
    von Wort- und Musiksendungen ermöglicht eine große
    Vielfalt, die aber nicht Beliebigkeit bedeutet.
  • Damit RDL als linkes
    Medienprojekt weiterhin unabhängig bleiben kann, braucht
    es dringend neue Mitglieder. RDL bekommt so gut wie keine staatliche
    Unterstützung und hat keine Werbeeinnahmen. Die finanzielle
    Basis sind die Mitglieder!
  • Früher brauchte
    RDL eine Frequenz – nun braucht RDL eine bessere Frequenz!
    Die 102,3 Mhz ist in immer weniger Haushalten gut zu empfangen.
    Dennoch verweigert die Landesmedienanstalt für Kommunikation
    (LFK) Maßnahmen zur Verbesserung der Empfangbarkeit.

Radio Dreyeckland