Im Rahmen der VAD-Konferenz Anfang Juni 2022 veranstaltete Julia Rensing von Freiburg Postkolonial eine Stadtführung auf Englisch. Hier zu hören die Station im Stadtgarten, kurz auf Deutsch zusammengefaßt:

1935 fand eine große Kolonialkonferenz in Freiburg statt mit Theater, Vorträgen, Märschen, Treffen, über 1.800 Teilnehmenden und 900 Ex-Kolonialsoldaten. Tenor der Veranstaltung war ein gewisser Geschichtsrevisionismus, was nicht weiter verwundert - die Konferenz fand ja unter der Fahne des Nationalsozialismus statt. Die Rhetorik “Lebensraum” war allgegenwärtig. Dazu gab eine große Kolonialausstellung im Stadtgarten mit Exponaten aus dem ethnologischen Museum zu sehen. Dr. Wilhelm Winterer war Leiter der Wanderausstellung. (Das Winterer-Foyer ist nach seinem Vater, Oberbürgermeister Dr. Otto Winterer, benannt, der das Stadttheater hat erbauen lassen.) Es kamen Schulklassen, Alt und Jung - die Ausstellung war gut besucht. Die Presse hat die Ausstellung gefeiert.

Von den Fotos zu schlußfolgern, befand es Julia Rensing als relativ erschreckend, daß ethnografischen Ausstellungen damals und heute sich kaum bis gar nicht unterscheiden.

Sie ging noch kurz auf koloniale Frauenorgisationen, denn das wird oft vernachlässigt und Kolonialismus als Männerdomäne betrachtet. Die Frauenorganisationen hatten ein Café, wo sie Kaffee und Bananen aus “deutschem” Erzeugnis aus Kamerun anboten.

Ein weiteres dunkles Kapitel Freiburgs sind die soganannten “Völkerschauen” oder “Menschenzoos”, von denen es hier von 1882 - 1939 zwölf gab und die mit einem starken othering und exotistischen Slogans wie “lebende Amazonen” beworben wurden. Die Filmindustrie hat diese Zoos irgendwann abgelöst.