Thüringen: Polizeiarbeit nach Überfall von Neonazis auf Journalisten in der Kritik

Thüringen: Polizeiarbeit nach Überfall von Neonazis auf Journalisten in der Kritik

Im Prozess gegen zwei Neonazis, die zwei Journalisten verfolgt und angegriffen haben sollen, kritisierte der Nebenklagevertreter Sven Adam die Nichtermittlungsarbeit der örtlichen Polizei. „Die kollektive Motivationslosigkeit bei der Aufklärung der Tat“ sei „dramatisch“ stellte Adam fest. Die beiden nebenberuflichen Journalisten hatten vor dem Haus des stellvertretenden NPD-Vorsitzenden, Thorsten Heise in Fretterode, Thüringen recherchiert. Darauf wurden die Journalisten laut Anklage von den Angeklagten Nordulf H. und Gianluca B. mit einem dunklen BMW gejagt. Danach griffen die Neonazis die Journalisten auch mit einem Traktorschlüssel, einem Baseballschläger und einem Messer an, verletzten sie und raubten ihre Kamera. So die Anklage, die mittlerweile von Zeugenaussagen und durch ein medizinisches Gutachten weiter erhärtet wurde.

 

Bei dem Prozess vor dem Landgericht in Mühlhausen steht nun das Verhalten der örtlichen Polizei im Zentrum der Kritik der Nebenklage. Die Polizisten sollen nicht verhindert haben, dass die Angeklagten Gegenstände und damit mögliche Beweisstücke aus dem bei dem Vorfall benutzten BMW entfernt haben. Polizisten durchsuchten zwar das von Thorsten Heise bewohnte Gutshaus, nicht aber das Nebengebäude, in dem einer der Angeklagten wohnt. Nach der Kamera wurde dabei anscheinend überhaupt nicht gesucht.

 

Einer der Beamten muss jetzt auch nochmal vor Gericht, um zu erklären, was er denn gemeint habe, als er sich nach seiner Zeugenvernehmung an einen der Verteidiger der Neonazis wandte und ihn fragte, ob das so in Ordnung war, was er gerade gesagt habe.