Türkische Putschgeneräle verurteilt

Türkische Putschgeneräle verurteilt

 

Ein Gericht in Ankara hat heute den Führer des Militärputsches vom 12. September 1980 und späteren Staatspräsidenten Kenan Evren und das einzige andere lebende Mitglied der Militärjunta und ehemaligen Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Tahsin Sahinkaya zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt. Kenan Evren, der gestern seinen 97. Geburtstag feiern konnte und sein ebenfalls betagter Putschkollege verfolgten die Sitzung von Betten, auf denen sie mit Hilfe von Kissen halb lagen. Beide schlossen sich den Plädoyers ihrer Anwälte lediglich an, die behauptet hatten durch einen Paragraphen im Armeegesetz über die inneren Aufgaben der Armee seien sie zu ihrem Handeln berechtigt gewesen. Das Gericht schloss vertrat hingegen die Ansicht, dass es alle Gesetze im Rahmen der Verfassung gelten würden und mithin kein Paragraph zur Aufhebung der Verfassung berechtige, wie mit dem Putsch geschehen.

 

Ins Gefängnis müssen aufgrund ihres Gesundheitszustandes beide Generäle wohl nicht. Außerdem milderte das Gericht die Strafe, indem sie die Möglichkeit einer Begnadigung etwa aus Gesundheitsgründen einräumte und zwar aufgrund ihrer guten Führung vor Gericht. Die Angeklagten waren aber erst zur letzten Sitzung überhaupt vor Gericht erschienen.

 

Während des Putsches waren in der ganzen Türkei 650 000 Menschen festgenommen worden. 171 von ihnen starben unter Folterungen, 50 wurden hingerichtet, ca. 300 starben aus verschiedenen Gründen im Gefängnis. Etwa eben so viele wurden durch unbekannte Täter ermordet. Nach 9 Jahren waren noch immer tausende in Haft. Kenan Evrens damaliger Kommentar dazu: Es sei doch besser Leute aufzuhängen als sie im Gefängnis durchzufüttern.

 

Außer den beiden Generälen wurde nie jemand im Zusammenhang mit dem Militärputsch in der Türkei bestraft.