Türkei und Russland verhandeln angeblich über türkischen Angriff auf Kobane

Türkei und Russland verhandeln angeblich über türkischen Angriff auf Kobane

Unter Berufung auf ihren Korrespondenten in Istanbul berichtet die in London ansässige Nachrichtenwebseite, Middle East Eye über Gespräche zwischen der Türkei und Russland bezüglich einer neuen türkischen Offensive gegen die kurdische YPG in Syrien. Erdogan soll es um die Eroberung der Stadt Kobane direkt an der Grenze gehen. Damit ließen sich die Eroberungen aus zwei Feldzügen der Türkei in Syrien vereinigen. Kobane hat eine große politische Symbolkraft. Auf dem Höhepunkt seiner Machtentfaltung in Syrien scheiterte der sogenannte Islamische Staat an der Einnahme der von der YPG verteidigten Stadt Kobane, buchstäblich auf den letzten Metern.

 

Seit September äußert Erdogan auch den Wunsch nach der Einnahme einer weiteren Stadt in Syrien. Sie heißt Tell Rifaat und dient kurdischen Guerillagruppen gelegentlich als Ausgangspunkt für Operationen gegen den von der Türkei besetzten kurdischen Kanton Afrin. Die beiden Städte liegen nicht nahe beieinander. Dass die Türkei die Eroberung beider Städte ins Spiel bringt, lässt auf Pläne für eine noch größere Offensive schließen, die sich dann auch gegen die Region Manbij westlich des Euphrat richten würde. Vorige Feldzüge der Türkei in Syrien führten zur teilweisen oder vollständigen Vertreibung der kurdischen und christlichen Bevölkerung zugunsten islamistisch geprägter Gruppen.

 

Die Türkei ist bei einer größeren Offensive aber darauf angewiesen, dass Russland den Luftraum freigibt und könnte dafür Angebote in einem anderen Gebiet Syriens machen, vor allem die Freigabe der Straße Aleppo-Latakia für das Regime. Besonders entgegenkommend scheint Putin jedoch nicht zu sein. Russland soll sogar an gemeinsamen Trainings mit der YPG und Soldaten Assads beteiligt sein. Die Quelle ist aber nicht unbedingt zuverlässig. Nicht eben förderlich für die Freundschaft zwischen Ankara und Moskau dürfte auch die Lieferung von türkischen Kampfdrohnen an die Ukraine sein. Andererseits kann Erdogan zwar die 6 gelieferten Drohnen nicht zurückholen, Putin aber anbieten, die geplante Lizenzproduktion türkischer Drohnen in der Ukraine zu stoppen. Solches Feilschen kann lange dauern, doch am Ende waren die Verlierer immer die Kurdinnen und Kurden in Syrien. Dass sie es vor gar nicht so langer Zeit waren, die bei Kobane entscheidend dazu beigetragen haben, die westlichen Länder vom Schrecken des IS zu erlösen, ist seit längerer Zeit in Vergessenheit geraten.