Türkei: In der Unglücksgrube von Soma wird wieder gearbeitet

Türkei: In der Unglücksgrube von Soma wird wieder gearbeitet

Gestern haben 2000 türkische Bergleute die Arbeit in der Unglücksgrube von Soma wieder aufgenommen. In der westtürkischen Kleinstadt waren in diesem Frühjahr 301 Bergleute bei einem schweren Unfall ums Leben gekommen. Kohlegruben wie die in Soma werden vom Staat an Subunternehmer weitergegeben, die die Kohle möglichst billig fördern. Die Folge sind schwere Sicherheitsmängel, wie das Fehlen von Schutzräumen, Vernachlässigung von Anzeichen für Gefahren, Gasmasken, deren Gebrauchsdauer lange abgelaufen ist usw.

Nach Berechnungen der International Labour Organisation (ILO) hat die Türkei in Europa pro Kopf die höchste Zahl tödlicher Arbeitsunfälle zu beklagen. Weltweit gibt es nur in Algerien und El Salvador mehr tödliche Arbeitsunfälle.

Am vergangenen Wochenende demonstrierten in Istanbul Bauarbeiter nachdem bei dem Absturz eines Aufzugs an der Baustelle eines Hochhauses 10 Arbeiter getötet worden waren. Andere beschwerten sich über schlechtes Essen an den Baustellen. In ihrer Mahlzeit hatten Bauarbeiter Käfer und Maden entdeckt.

Generell hat sich die Türkei in den letzten Jahren ökonomisch positiv entwickelt, dies wurde aber zum Teil mit schlechteren Arbeitsbedingungen erkauft. Als Reaktion auf das Unglück von Soma hat das türkische Parlament gestern immerhin beschlossen, dass Bergleute mindestens das doppelte des Mindestlohnes erhalten sollen.