Tödlicher Sturz eines psychisch labilen Menschen in Anwesenheit der Polizei wirft Fragen auf

Tödlicher Sturz eines psychisch labilen Menschen in Anwesenheit der Polizei wirft Fragen auf

Am Samstag, dem 10. Februar sollte ein psychisch auffälliger 29-jähriger Mann in eine Spezialklinik in Offenburg eingeliefert werden. Er entkam durch ein Fenster und wurde anschließend gesucht. Schließlich meldete sich eine Frau aus der Prinz-Eugen-Straße, weil sich ein Mann im Treppenhaus befinde, der nicht zum Hause gehöre. Eine Polizeistreife stellte im obersten Stockwerk ein offenes Fenster fest. Weiter heißt es in dem Polizeibericht ("Blaulicht Polizei"): "Dort saß der junge Mann bereits ausserhalb des Fensters auf dem Dach. Versuche ihn verbal und durch Ergreifen wieder zur Rückkehr ins Gebäude zu bewegen scheiterten, da sich der Mann vehement wehrte und nicht zurück ins Haus wollte. Nach dem Sturz in Tiefe wurden die Rettungsmaßnahmen sofort eingeleitet. Der lebensgefährlich Verletzte wurde in das nahe gelegene Klinikum eingeliefert, wo er kurz darauf seinen schweren Verletzungen erlag." Auf Nachfragen von Radio Dreyeckland teilte die Polizei Offenburg mit, dass die Situation am Dachfenster nur kurz, maximal eine Minute gedauert habe. Deshalb sei es auch nicht möglich gewesen einen für solche Vorfälle speziell ausgebildeten Beamten heranzuziehen.

 

Es drängt sich natürlich die Frage auf, ob nicht gerade der Versuch eines Zugriffs, entweder wegen seiner psychologischen Wirkung oder weil der Mann aufgrund einer Abwehrbewegung das Gleichgewicht verlor oder ins Rutschen kam, direkt zum Sturz geführt hat. Jedenfalls wäre ein Zugriffsversuch in einer solchen Situation hoch riskant und der Versuch einer beruhigenden Ansprache möglicherweise vorzuziehen gewesen. Ohne genauere Kenntnis des Ablaufes sollten wir aber mit einem Urteil vorsichtig sein. Nicht ausgeschlossen, dass der Polizist oder die Polizistin keine andere Möglichkeit sah, um einen Selbstmord zu verhindern. Die Situation war in jedem Fall nicht einfach. Dass sich der Mann selbst in die Tiefe gestürtzt hat, schreibt allerdings auch der Polizeibericht nicht.

 

Auf die Frage, von Radio Dreyeckland, ob es spezielle Vorschriften gibt wie in einem Fall, in dem sich ein Mensch in einer gefährlichen Situation befindet, vorgegangen werden soll, antwortet die Polizei Offenburg sehr allgemein: "Grundsätzlich wird bei Polizeieinsätzen oft auf standardisierte Maßnahmen zurückgegriffen. Jeder Fall gilt es allerdings im Einzelfall zu bewerten. Vorrangig ist stets die Gefahrenabwehr und die Menschenrettung." Wie erwähnt gibt es speziell ausgebildete Beamt*innen, die aber nicht überall sein können.

 

 

Nach Auskunft der Polizei ermittelt die Kripo Offenburg in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Offenburg weiter über den Todesfall. Wenn jemand weitere Informationen zu dem Fall hat oder aufgrund beruflicher Erfahrung etwas zu solchen Fällen sagen kann, kann sie/er sich bei info@rdl.de melden.

jk