Sudan: Widerstand gegen Militärputsch in Khartoum hält an

Sudan: Widerstand gegen Militärputsch in Khartoum hält an

Mit Demonstrationen, Straßenblockaden, geschlossenen Geschäften und Streiks im Gesundheitsweisen haben auch am Dienstag viele Menschen gegen den Militärputsch vom Montagmorgen Widerstand geleistet. Auch die Beschäftigten der Zentralbank streiken. 10 Menschen sollen mittlerweile getötet worden sein und 80 verletzt. Angeblich haben Militärs auf Demonstrant*innen geschossen. Sicherheitskräfte gehen von Haus zu Haus und verhaften Menschen, die sie für Anführer*innen der Proteste halten. Das Internet ist abgestellt, Telefonverbindungen sind teilweise unterbrochen. Auch der internationale Flughafen von Khartoum ist geschlossen.

 

Wohl wegen des internationalen Drucks hat es die neue Militärführung dem zunächst festgenommenen Ministerpräsidenten Abdalla Hamdok erlaubt nach hause zurückzukehren. Der US-Außenminister Antony Blinken telefonierte darauf mit Hamdok.

 

Der Anführer des Putsches, General Abdel Fattah al-Burhan rechtfertigte sein Vorgehen mit der Gefahr eines Bürgerkrieges. Politische Gruppen hätten Zivilisten gegen die Sicherheitskräfte aufgehetzt. Burhan hat mittlerweile eine lange Liste von Ministern präsentiert und Umbesetzungen in der Justiz vorgenommen. Das spricht dafür, dass der Putsch von langer Hand vorbereitet ist und dass Burhan nicht daran denkt, bald wieder abzutreten.

 

Im August 2019 hatten sich das Militär und Vertreter*innen der zivilen Gesellschaft auf eine Machtteilung und eine Übergangsperiode geeinigt. Vorangegangen war ein Militärputsch gegen den Diktator Omar al-Bashir. Al-Baschir hatte 30 Jahre lang das Land mit einer islamitisch-fundamentalistischen Ideologie regiert. Er wurde vom internationalen Gerichtshof in Den Haag wegen Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Darfur-Konflikt verurteilt. Seine Regierung endete zwar mit einem Militärputsch, aber erst als sich der zivile Widerstand gegen al-Baschir nicht mehr kontrollieren ließ. Das Militär ist aber offensichtlich nicht bereit, seine Macht wirklich abzugeben. Auch gegen die geplante Auslieferung al-Baschirs dürfte es im Militär Widerstand geben. Ökonomische Probleme spielen den Militärs möglicherweise in die Hand. Hamdok sah sich gezwungen, Subventionen auf Treibstoff zu reduzieren.