Ein von mehreren Privatpersonen, darunter zwei Anwältinnen erstellter Report belegt die Einmischung des türkischen Präsidenten Erdogan in die Präsidentschaftswahl in der international nicht anerkannten Türkischen Republik Nordzypern. Der bis Herbst 2020 amtierende linke Präsident Mustafa Akinci strebte nach mehr Unabhängigkeit Nordzyperns von Ankara und wollte eigenständig Verhandlungen über die Wiedervereinigung Zyperns führen. Außerdem hatte Akinci Erdogans Krieg im syrisch-kurdischen Afrin verurteilt.

In dem Report heißt es, Ankara habe Druck gemacht, um Akinci, der bei der Wahl 2015 mehr als 60 % der Stimmen bekommen hatte, von einer erneuten Kandidatur abzuhalten. Akincis Sekretär berichtet, ein Mitarbeiter des türkischen Geheimdienstes MIT habe ihm gesagt: „Wir möchten Akinci nicht da haben. Er kann ohnehin nicht gewinnen. Es wird dafür gesorgt werden, dass er nicht gewinnt. Wenn er auch gewinnt, wird nachher nichtsmehr sein wie zuvor. Wir sind über alle informiert, die ihm nahestehen, bis auf ihre Atemzüge. Ich bitte dringend, Mustafa Akinci das zu übermitteln: Wenn er sich von der Kandidatur zurückzieht wird das für ihn, seine Familie und seine nahen Mitarbeiter das beste sein.“

Auch Serdar Denktas, der Sohn des ehemaligen Präsidenten Rauf Denktas berichtet, dass er aufgefordert wurde, nicht als unabhängiger Kandidat gegen Erdogans Favoriten Ersin Tatar von der Partei der Nationalen Einheit (UBP) anzutreten. Geschäftsleuten sei auch mit dem Ausschluss von Ausschreibungen gedroht worden, falls sie ihn unterstützen würden, sagte Denktas. Es habe immer Einmischung der Türkei auf Nordzypern gegeben, aber niemals so sehr wie bei den letzten Wahlen.

Mit der Unterstützung der türkischen Botschaft gewann schließlich Erdogans Kandidat Ersin Tatar.

Die türkische Botschaft auf Nordzypern hat Äußerungen von Mustafa Akinci, wonach sich die Türkei bei der Wahl eingemischt habe, in scharfer Form dementiert. Erschienen ist der Report in der Zeitung Özgür Gazete.