Radioaktiv kontaminierte Metalle geraten weltweit in Umlauf

Radioaktiv kontaminierte Metalle geraten weltweit in Umlauf

Kochtöpfe aus Metall-Abfällen einer Uranfabrik wurden im westafrikanischen Niger hergestellt. Rohre aus unterirdischen Testtunneln eines ehemaligen Atomtestgeländes wurden im kasachischen Semipalatinsk gestohlen und gelangten zum Einschmelzen nach China. Radioaktiv kontaminierter Stahl aus Indien gelangte im Jahr 2009 nach Deutschland und wurde in zwölf Bundesländern entdeckt. Ein Teil davon war bereits zu Aufzug-Knöpfen verarbeitet und eingebaut worden.

Im März 2006 bemerkte ein Schrott-Händler im brandenburgischen Hennigsdorf Radioaktivität in einer Lieferung, die er aus Osteuropa bekommen hatte. In der Ladung strahlten 47,5 Gramm Uran. Wie die bundesdeutschen Behörden dann feststellten, handelte sich um hoch-angereichertes Uran - zu 80 Prozent angereichertes Uran, das zum Bau der Bombe geeignet ist. Und im April 2020 fand sich radioaktiver Schrott, der mit Radium-226 kontaminiert war, in einer Anlage, die auch den Restmüll aus dem Lahn-Dill-Kreis verwertet.

Bundesweit wird jährlich rund zwanzig Mal Alarm wegen Radioaktivität in Metall-Schrott ausgelöst. In den meisten Fällen bei Schrott-HändlerInnen. Diese wurden in den vergangenen Jahrzehnten durch die Problematik sensibilisiert. Die weitaus meisten Schrott-HändlerInnen in Deutschland haben Alarmgeräte installiert, für die sie rund 70.000 Euro bezahlen müssen. Denn wenn sie radioaktiv kontaminierte Ware ausliefern, haften sie für die Schäden - und die können schnell in die Millionen gehen. Das Problem ist, daß in vielen Ländern keine solchen Überwachungsstrukturen existieren.

Für importierte Fertigprodukte aus Metall wie etwa Kinderwagen, Töpfe und Pfannen, Türgriffe oder dekorative Metallgegenstände sind entsprechende Überwachungsstrukturen auch in Deutschland Fehlanzeige. Allein wegen Personalmangels können deutsche Zollstellen die Importe meist nur nach dem Zufallsprinzip prüfen.

Ein Bewußtsein für die Problematik ist in Deutschland in breiten Bevölkerungskreisen kaum vorhanden. Bedenkenlos werden etwa Rauchmelder mit radioaktivem Americium-241 in Wohnungen eingebaut und geraten nicht selten bei Renovierungen in den Hausmüll und anschließend in die Müllverbrennung.

Immer häufiger gelangt radioaktiv kontaminierter Metall-Schrott aus dem Abriß deutscher Atomkraftwerke ins Ausland, um dort eingeschmolzen zu werden. In vielen Ländern ist das Recycling radioaktiv kontaminierter Metalle nicht verboten. In Frankreich soll aktuell ein solches Verbot aufgehoben werden. Dort setzt sich die pseudo-grüne Ministerin Barbara Pompili für diese Gesetzesänderung ein (Siehe unseren <a href="akwfrk210117.html" target="_blank">Artikel v. 17.01.21</a>.

In den vergangenen 15 Jahren ist das Recycling von Altmetall zu einem boomenden internationalen Geschäft geworden. Afrikanischer Schrott wird in Indien eingeschmolzen oder europäischer Schrott in China. Wenn große Mengen Altmetalls international verschifft werden, kommt ein Teil aus Ländern, in denen radioaktive Quellen nicht adäquat kontrolliert werden und ins Altmetall geraten. Außerdem kann auch in hoch entwickelten Ländern etwas verloren gehen. Der globale Handel mit Altmetall hat zur Folge, daß vermehrt radioaktiv kontaminierter Stahl auftaucht.

Und manchmal wird radioaktiv kontaminierter Stahl nur durch Zufall entdeckt: So hatte sich etwa ein LKW-Fahrer, der Baustahl aus Mexiko in den USA transportierte, verirrt, bog falsch ab und geriet auf die Straße zum Kernforschungszentrum Los Alamos. Dort sind  Radioaktivitäts-Meßgeräte im Asphalt versteckt und diese lösten einen Alarm aus. Die Polizei, die dann sofort anrückte, stellt fest, daß der LKW signifikant kontaminierten Stahl geladen hatte. Ohne diesen Zufalls-Alarm wäre der Stahl im Baugewerbe auf Nimmerwiedersehen verschwunden.

Ebenfalls durch Zufall wurde radioaktiv kontaminierter Stahl, der in Häusern in Taiwan verbaut worden war, entdeckt: Ein Zahnarzt wollte ein Röntgengerät in seiner Wohnung in Minsheng Villas in Taipeh aufstellen, durfte es jedoch nicht betreiben, weil eine gefährliche Strahlung ermittelt wurde. Die Strahlenschutzbehörde AEC verheimlichte gegenüber den BewohnerInnen jedoch, daß die hohen Strahlenbelastungen von den Wänden des Gebäudes und nicht von dem Röntgengerät stammten. Der Skandal wurde zunächst für mehrere Jahre vertuscht und kam erst dann ans Tageslicht, als ein zweiter Zufall hinzukam. Ein Mitarbeiter des Elektrizitäts-Unternehmens Taiwan Power Company hatte ein Strahlen-Meßgerät mit nach Hause genommen und in seinem Haus eine Hintergrundstrahlung entdeckt, die übliche Sicherheitsstandards bei weitem überstieg.

Von insgesamt rund 20.000 Tonnen radioaktiv kontaminiertem Stahl, den das taiwanesische Stahlwerk  produziert hatte,  wurden jedoch nur 7.000 Tonnen wiedergefunden. In mehr als 2.000 Wohnungen und 30 Schulen waren diese 7.000 Tonnen verbaut worden, so daß mehr als 10.000 BewohnerInnen betroffen sind. Die Unterlagen des Stahlwerks über die insgesamt rund 20.000 Tonnen Stahl konnten nicht mehr aufgefunden werden.

Gerade auch durch den Stahl aus dem Abriß deutscher Atomkraftwerke, der zum Einschmelzen ins Ausland transportiert wird, wächst das Risiko, daß auf die Dauer immer mehr Radioaktivität in die Umwelt gelangt und daß auch Gegenstände des täglichen Gebrauchs - wie etwa Kochtöpfe - schon in nicht allzu ferner Zukunft stahlen. Auch in Deutschland.

Deshalb ein Hinweis auf die Petition 'Stopp des Exports und des Einschmelzens radioaktiv kontaminierter Metalle!':
http://www.stopp-export-und-einschmelzen.de