Oberstaatsanwalt von Dessau hatte Mordverdacht im Fall Oury Jalloh – Kurz darauf war er nicht mehr zuständig

Oberstaatsanwalt von Dessau hatte Mordverdacht im Fall Oury Jalloh – Kurz darauf war er nicht mehr zuständig

Der ehemalige Oberstaatsanwalt von Dessau sah Hinweise darauf, dass Oury Jalloh in der Polizeizelle ermordet wurde. Kurz darauf wurde ihm jedoch die Zuständigkeit für die Ermittlungen entzogen. Das geht aus einem Bericht des WDR-Magazins Monitor vom gestrigen Donnerstag hervor.

Der Asylbewerber aus Sierra Leone verbrannte am 7. Januar 2005 in einer Polizeizelle in Dessau, wobei ihn die Polizei an einer eigentlich brandsicheren Matratze angekettet hatte. Seine Angehörigen gehen von einem Mord durch Polizisten aus. Zwei Prozesse endeten jedoch mit der Schlussfolgerung, dass Oury Jalloh selbst das Feuer legte. Ein Polizist wurde lediglich wegen Fahrlässigkeit zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er nicht schnell genug auf den Feueralarm reagierte.

Das Magazin Monitor zitiert aus einem Schreiben des ehemaligen Oberstaatsanwalts von Dessau, der den Mordverdacht für "begründet" hält, und konkret verdächtige Polizisten nennt. Der Oberstaatsanwalt war im Frühjahr 2017 zu diesem Schluss gekommen, nach der Auswertung eines Brandversuch im Rahmen neuer Ermittlung zu diesem Fall.

Dieser Mordverdacht hätte der Beginn eines neuen Verfahrens gegen die Polizei Dessau sein können. Doch kurz darauf entschied die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg, den Fall Oury Jalloh an die Staatsanwaltschaft Halle zu übertragen. Grund dafür sei, dass die Staatsanwaltschaft Dessau mit einem anderen Tötungsdelikt überlastet sei. Die Staatsanwaltschaft Halle wiederum stellte die Ermittlungen im Oktober ein. Sie begründete es damit, dass zwei Sachverständige den Einsatz von Brandbeschleuniger ausschlossen.

(mc)