Gewalt-Fall Hagerman und die Polizei: Neutral und Gründlich? Eher verschleiernd!

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Neutral und Gründlich? Eher verschleiernd!

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Foto:KMM/RDL2020

Seit dem 12. Juni 21, dem Pfefferüberfall auf vier Personen, mit einem Messerstich auf den Ersthelfer durch den Robert Hagerman (AfD) sind jetzt über drei Wochen vergangen. Viel Wasser ist via Dreisam zum Rhein geflossen. Am gleichen Tag, eine Stunde später, fanden eine knapp halbstündig rassistisch aufgeladene Jagd mit gepöbelten Drohungen und Übergriffe auf eine erkennbar antifaschistisch lesbare Person im Stühlinger bis Haslach statt.
Eine Personenzusammenrottung von bis auf 13 angewachsene Anzahl angetrunkener Männern bei den sich ein Polizist in seiner Freizeit besonders aggressiv hervor tat, stellten erkennbar die oft bemerkbar einseitigen politisch agierende Öffentlichkeitsarbeit des Polizeipräsidiums auf eine Probe.
Ihr Agieren als fordernder politischer Akteur in der Stadt geriet diesmal aber zum GAU aus Desinformation und Vertuschung.

Die zwei Tage nach dem Messerstich und Pfeffergelangriff auf vier Personen nach teils wechselseitig ausgetauschten Beleidigungen, Ablaufschilderung durch die autonome Antifa (12.6.) wurde auf dem Presseverteilerweg am 14.6. Mittags eine Version ausgeteilt, die sich ausschließlich auf die die Version des gewalttätigen Hagermann stützte. Offenkundig versucht das Polizeipräsidium dem Vorgang einen anderen Spin zu geben. Den die Ortspresse am 15.6.21 zunächst übernahm.

Auch erst nach der detaillierten Schilderung der autonomen Antifa am 18.6.21 musste das Polizeipräsidium die bis dahin unter der Decke gehaltene halbstündige Hetzjagd entlang der Eschholzstr. zugeben. Erst mußte die Teilnahme eines Polizisten bestätigt werden, später auf RDL Nachfrage eines weiteren. Dienstrang und dienstlich Aufgabe wurden nicht preisgegeben, ebenso wenig die Dienstwaffe eingefordert (Aber angeblich abgegeben).
Auf weitere Nachfrage wurde dann mit Auskunftsverweigerung reagiert, nicht ohne vorher via BZ (29.6.21) die Version der Leugnung rassistischer Aussprüche - altdoitsch verhüllend: fremdenfeindlich - zu lancieren. Interessanterweise erfolgte dies nach der Frage, ob weitere Polizeibeamte in der Gruppe , die erkennbar den Großteil der 20 Zeugen ausmachte, teilgenommen haben.

Zwei Wochen nachdem die als politische Partei agierende Medienarbeit des Öffentlichkeitsstab des Polizeipräsidiums an den Nachfrage und Recherchen auch der überregionalen Medien wie Seifenblasen platzten, nahm der verantwortliche Polizeipräsident Franz Semling einen offenen Brief von EFSA und Jupi am 25. Juni 21 zum Anlass, um den weiteren Rahmen für die gefälligst medial vorzunehmenden Bewertungen der Ermittlungen abzustecken.
In Freiburg seien - nach Polizeierfassung - die „Linksextremisten „ die Hauptgefahr" (zur Deliktserfassung der Polizei s.a. RDL zum Hauptauschuss). Querdenken stelle keine große Gefahr für die „allgemeine“ Bevölkerung dar – angegriffene Journalisten und friedlich demonstrierende politische Gegner rechnet erkennbar Franz Semling nicht zu dieser.

Aber selbstverständlich werde insbesondere auch im Fall Hagerman „neutral“ und „gründlich vor eilig“ ermittelt.

Wohlgemerkt Semling reklamiert „Neutralität“. 11 Tage nach jener unsäglichen Publikation seines Präsidiums, die sich ausschliesslich auf die „Notwehr“-Version des Messer- und Pefferspray Akteurs Hagerman bezog! Von wegen Verhinderung der „Beeinflussung von Zeugen“!
Semlings „Gründlichkeit“ in der „Neutralität“ umfasste zugleich auch noch den Umstand, dass das Verfahren gegen Hagermann wegen dessen Zangenschlag gegen den Ersthelfer von Gepfefferten - im Wahlkampf 2019 noch unabgeschlossenn sei. Die Tatsachenfeststellung des Amtsgericht Freiburg - Pfefferspray und der Zangenangriff fanden ausserhalb einer Notwehrsituation statt– ignoriert Franz Semling natürlich. Das Verfahren wurde – nicht rechtskräftig – ja nur erstinstanzlich und auch nur gegen Mandic mit Urteil abgeschlossen.
Aber dieses Framing und Verschweigen verfängt natürlich nur, wenn sich der Polizeipräsident nicht im eigenen Dickicht die Beine selbst wegschlägt.

Fakt ist: der jetzt messerverletzte  und blutende Ersthelfer gegen Hagerman Pfeffersprayattacke wurde wohl von uniformierten Beamten und Sanitäter in die Notaufnahme verbracht. Dort musste seine Brustwunde mit neun Stichen auf der rechten Brustseite  genäht werden. So werden sicherlich „leichte“ Verletzungen (so der „neutrale“ Polizeibericht 14.6.21) versorgt - in Sicht des Polizeipräsidiums.
Undementiert ist die Anwesenheit und Kurzbefragung des Verletzten durch Kripobeamte in der Notaufnahme.
Undementiert ist vom Polizeipräsidium auch der Bericht, dass die Kripobeamten bereits am Tatabend eine Kopie des Krankenberichts bekamen, der eine „leichte Verletzung“ – so Presseverlautbarung des PP Freiburg und BZ 15.6.21 erkennbar ausschloss. (4 cm Länge, bis zu 1 cm Tiefe mit neun Stichen genäht).
So „gründlich“ sind also die Desinformationen des Öffentlichkeitsstabes und deren Verteidigung durch den Polizeipräsidenten

Bestätigt wurde gegenüber RDL-Nachfrage auch, das immerhin Messer und Pefferspray sichergestellt wurden. Aber Angaben zum Messer selbst und dem Füllstand des Pfeffersprays wurden verweigert.

Jedenfalls auch nicht dementiert wurde, das die Simkarten vom Handy des Hagerman eben wohl nicht zu den sichergestellten Videoaufnahmen zählt, die der Kriminalpolizei zur Auswertung vorlagen.

Diese Weigerung, die der Kripo vorliegende Videoaufzeichnung(en) näher zu spezifizieren, ist bereits anfangs der dritten Woche und nach Semlings ermittlungsleitenden offenen Brief manifest. Sowohl gegenüber der BZ(29.6.21 – dafür hat aber diese dankend  das „Linksextremismus“-wording aufgegriffenen) wie auch auf unsere konkrete Nachfrage bezüglich Hagermans Simkarten auf den Handy, sind dafür ein eindeutiges Indiz.

Dieser Umstand verleiht schon jetzt der Vermutung, dass ein wesentlicher Ermittlungsfehler vorzuliegen scheint, hohe Plausibilität.

Hagerman mit seiner „Notwehr“-Version hatte nach Bericht der autonomen Antifa seine Verfolgung der jungen Antifas, die ihn verbal als „Faschist“ titulierten, gefilmt.
Das Naheliegenste ist dann aber die Sicherstellung der SimKarten des Gerätes mit dem Hagerman auch die Polizei kontaktiert hat. Dies scheint aber gerade nicht erfolgt zu sein. Weder am 12. Juni noch später.
Oder würde sonst das PP Freiburg auf RDL Nachfragen noch am 1.7. 21 pauschal davon sprechen, gründliche Auswertungen der Videos werde dann erfolgen „sofern sie vorliegen“ ?
Der Hinweis, die Ermittlungen würden durch Bekanntgabe der Nachfragen – Simkarten! - Zeugenaussagen beeinflussen, kommt schon mehr als nur plump daher, angesichts des Agieren des PP Freiburg.

Apropos Video: auch im Fall der Stühlinger/Haslacher Hetzjagd mit mindestens einem angetrunkenem dienstfreien Aggro-Polizisten, scheint für die Kripo Freiburg die möglichen Videoaufnahmen unbeteiligter Zeugen das größte Problem darzustellen. Denn was nützen 13 von 20 Kumpel-Zeugenaussagen wenn doch noch Videos auftauchen, die die Version der Kumpel (13:1) erschüttern könnten? Erst recht, wenn sie gar nachträglich den sonst gerne polizeilich in den Raum gestellten Landfriedensbruch-Strafvorwurf nahelegen könnten?

Im Fall Hagerman muss aus der Differenz von sieben Zeugenaussagen gegenüber der BZ und sechs gegenüber RDL wohl auch geschlossen werden, dass der durch Messerstich verletzten 61 jährige Ersthelfer nach wie vor als Beschuldigter geführt wird.

Apropos Notwehr: dies Konstrukt ist in braunen Kreisen – nicht nur geschichtlich – beliebt und weitverbreitet.
Florian Stech, als Schleuser eines Nazifestes zur Finanzierung einer Nazi-Demo am Jahrestag der Deportation der badischen Juden nach Gurs war in ständigen – telefonischen - Kontakt mit seinem Kumpels und schildert seine angebliche Notwehr sogleich cool den ihn beobachtenden Staatsschutzbeamten. Das Landgericht Freiburg kaufte es ihm ab, trotz vorherigen Revisionsbeschluss des BGH.
Mandic hingegen scheiterte erstinstanzlich beim Amtsgericht Freiburg als Folge seiner Hinterhalt Attacke auf einen Ersthelfer gegen seinen und Hagermans Pfefferspray Einsatz im Wahlkamp 2019 zunächst mit diesem rechten Hütchenspielertrick.

Vor diesem Hintergrund wundert allerdings nicht, dass das PP Freiburg allen Grund hat, die Auskünfte zu verweigern, wer denn bzw. welche Kripo-Abteilung - wie z.B der Staatsschutz - bzw. auf die einschlägigen Deliktsgruppen spezialisierte Beamte die Ermittlungsführungen innehabe?
Die Auskunft des zuständigen Polizeipräsidenten Semling, die Verweisung der Untersuchung an ein anderes Polizeipräsidium sei im Fall der Hetzjagd13:1 unter Polizisten nicht zwingend vorgeschrieben, ist natürlich genauso das Gegenteil von Gründlichkeit und Unparteilichkeit beginnend mit polizeilichen „Verbrüderungen“am Tatort selbst.
Von fehlenden Dienstfreistellungen oder nur freiwilligen Waffenabgaben ganz zu schweigen,

 

Michael Menzel 4.7.21