Mittagsmagazin vom 25.1.2008

Mittagsmagazin vom 25.1.2008

Die
Ein-Euro-Nachrichten: Was ist das denn?

Weltweit
geht die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander.

Nach
wie vor trifft dies vor allem auf die Nord-Südbeziehungen zu
(der Norden wird reicher und der Süden ärmer) aber auch auf
die südlichen Länder selbst, in denen Wenige riesige
Vermögen anhäufen, während der Großteil der
Bevölkerung um die nackte Existenz kämpfen muss.

Aber
auch in den reichen Industrienationen wird die Kluft zwischen Arm und
Reich täglich größer. Fast 13 % der Deutschen gelten
inzwischen als armutsgefährdet, ob mit oder ohne Arbeit.
Rekordgewinne der Industrie stehen sinkenden Reallöhnen und
einem bröckelnden Sozialsystem gegenüber, und auch hier
gibt es immer mehr Menschen, die abgehängt und abgeschrieben
sind, ohne Perspektiven und Chancen.

Auch
diejenigen unter uns, die angemessen leben können, leiden
darunter: die Reallöhne sinken und die Angst um den Arbeitsplatz
führt nicht nur zu sogenannten gemäßigten
Tarifabschlüssen und steigenden Arbeitszeiten, sondern auch
dazu, dass Menschen trotz Krankheit zur Arbeit erscheinen und auch
allgemein versuchen, nur ja nicht unangenehm aufzufallen.


Diese
Entwicklung kommt nicht von selbst, sie wird politisch durchgesetzt
und ist begleitet von verschiedenen verschleiernden Diskursen.

Statt
über die Verteilung gesellschaftlichen Reichtums zu sprechen,
werden wirtschaftliche Zyklen thematisiert. Aber was haben
NiedriglohnempfängerInnen von einer steigenden Konjunktur?

Statt
die Grundsätze kapitalistischer Verwertung zu analysieren, wird
über Managergehälter gequengelt und Unternehmer werden zu
Verantwortung gemahnt – als ob das ihr Job wäre!

Statt
die Kopplung des Einkommens an die Lohnarbeit generell in Frage zu
stellen, wird gegen alle historische Erfahrung die Vollbeschäftigung
als Ziel ausgegeben. Dafür muss man dann halt die Lohnkosten
senken.

Statt
die Ausgrenzung gesellschaftlicher Gruppen zu bekämpfen, werden
diese Gruppen stigmatisiert und kriminalisiert - als Asylbetrüger,
Schulverweigerer, Sozialschmarotzer oder Nicht-integrierbare, die in
Abschiebelagern, mit Strafen, Gesetzen und Ein-Euro-Jobs dizipliniert
werden müssen.

So
wird z.B. das aktuelle Thema Jugendgewalt nicht als Ausdruck von
Existenzangst und Perpektivlosigkeit thematisiert, obwohl bekannt
ist, dass fast 2/3 der jugendlichen Häftlinge nicht mal einen
Schulabschluss haben. Stattdessen wird Jugendgewalt entweder als
Mangel an repressiven Möglichkeiten interpretiert (zu wenig
Polizei, zu langsame Justiz) oder gleich rassistisch zur
Ausländergewalt umgedeutet.


Die
Ein-Euro-Nachrichten wollen diese Diskurse dekonstruieren, ihre
Beschränktheit und Verlogenheit sichtbar machen. Partei
ergreifen für alle, die prekär leben, aber ohne
jämmerlichen Sozialneid oder nationalistisches Standortgedöhns.
Getreu dem Motto: Alles für alle! Und zwar umsonst!