Machtkampf in Großbritannien nach dem Brexit - Update

Machtkampf in Großbritannien nach dem Brexit - Update

Nach der Entscheidung für einen Brexit am vergangenen Donnerstag ist in Großbritannien ein Machtkampf um die Nachfolge von Premierminister David Cameron und Labour-Chef Jeremy Corbyn entbrannt. Die beiden großen Parteien, Konservative und Labour, stecken damit in einer heftigen Krise.

David Cameron kündigte bereits am Tag nach dem Referendum seinen Rücktritt für Anfang September an und eröffnete damit das Rennen um seine Nachfolge. Er glaube, so Cameron, dass dieser Weg nun von jemand anderem beschritten werden müsse. Cameron hatte die Remain-Kampagne für einen Verbleib Großbritanniens in der EU geleitet.

Die zuvor als mögliche Nachfolger gehandelten Boris Johnson und Michael Gove waren offensichtlich sowohl vom Ergebnis des Referendum wie von Camerons schnellem Rücktritt überrascht worden und äußerten sich erst einige Tage später. Am heutigen Donnerstag wollen sowohl Johnson als auch die bisherige Innenministerin Theresa May ihre Kandidatur für den Parteivorsitz und das Amt des Ministerpräsidenten formell bekannt gegeben.

Auf Seiten von Labour gab es erst massive Kritik und dann schließlich am Dienstag ein Votum der Labour-Abgeordneten über den Parteichef Jeremy Corbyn. Corbyn verlor diese Abstimmung deutlich mit rund 80% der Stimmen gegen ihn. Er sieht sich damit dem überwältigenden Ablehnung der ParlamentarierInnen gegenüber. Darüber hinaus sind über das vergangene Wochenende die meisten Mitglieder seines Schattenkabinetts zurückgetreten.

Corbyn, der auf enormen Zuspruch der Labour-Basis bauen kann, weigert sich aber, trotz dem massiven Drucks von Seiten der ParlamentarierInnen zurückzutreten. Für eine Abstimmung über den Labour-Vorsitz hat mittlerweile die Abgeordnete Angela Eagle ihre Kandidatur angekündigt.

 

Update: Boris Johnson hat in seiner Rede heute Mittag überraschend angekündigt, auf die Kandidatur zum Premierminister zu verzichten. Er wolle das nächste konservative Kabinett nach Kräften unterstützen, sei aber nicht die richtige Person für diesen Posten, so Johnson. Obwohl Johnson bei Anhängern der Konservativen sehr beliebt ist, schlug ihm nach seinem aggressiven Wahlkampf für den Brexit auch viel Ablehnung von beiden Seiten entgegen. Die offizielle KandidatInnenliste für den Vorsitz der Konservativen besteht jetzt aus Theresa May (bisherige Innenministerin), Steven Crabb, Liam Fox (bis 2014 Verteidigungsminister), Michael Gove (Leiter der Leave-Kampagne neben Boris Johnson) und Andrea Leadsom.